Hallo liebe BR und andere User,

wir sind eine recht kleine Stiftung und unsere letzte Geschäftsführung (GF) hatte - aufgrund (angeblicher) schwerer finanzieller Probleme bereits 1/3 der Belegschaft abgebaut.

Im Moment sind wir ohne GF, da eine Neue gesucht wird, was erfahrungsgemäß dauern kann...

Die letzte GF hatte nicht nur extremen Personalabbau betrieben, sondern auch enormen Druck auf die Kolleg*innen ausgeübt... eben weil dann nur noch 2/3 der ehem. Belegschaft hier arbeiteten, die jedoch die gleiche Arbeit leisten sollten. Darüber wurden Kolleg*innen krank... etc.

Die Belegschaft stand damals nicht hinter mir, da ein extremes "Klima der Angst" herrschte, weshalb einige Kolleg*innen auch die Stiftung verließen. Es kamen Neue, die schnell ins gleiche "Fahrwasser" gerieten.

In dieser Zeit hat sich - schleichend - etwas in der Belegschaft manifestiert, das mir Sorgen bereitet. Und zwar wird am WE gearbeitet, abends nach Dienstschluss (oft auch mehr als 10 Std.), die 20 Plusstunden, die wir haben dürfen werden häufig erheblich überschritten, Kolleg*innen, die im Homeoffice arbeiten, tun dies auch noch abends oder am WE oder in einem Fall meinte eine Mutter, die einen Kinderkrankentag in Anspruch nahm, sie müsse auch unbedingt noch ihre Emails von Zuhause aus abarbeiten...

Gestern hatte ich ein Gespräch mit einer Kollegin und einem Kollegen, welches sich zufällig ergeben hatte. Es schockierte mich, dass sie Beide ihr Verhalten auch noch extrem rechtfertigten. Der Kollege ging dabei so weit, dass er meinte, er sehe es als "ehrenamtliche Arbeit" an, wenn er am WE Zuhause auf der Terrasse sitze und darüber nachdenke, was man in seiner Abteilung (er ist AL) noch verbessern könne.

Auch die Kollegin meinte, dass sie sich eben mit der Stiftung sehr identifiziere und dass es daher "völlig normal" für sie sei, wenn sie auch abends nach Dienstschluss sich noch Gedanken über ihr Projekt mache... oder wenn sie auch am WE daran arbeite. Es gebe ihr ein gutes Gefühl.

Beide erwähnten auch, dass es "ihnen ja auch Spass mache".

Es gab noch eine Menge anderer Argumente von Beiden, die ich jetzt hier nicht alle aufzählen mag. Es ist aber sehr deutlich, dass sich hier ein "ständiges erreichbar sein" oder ein "immer für die Stiftung (das Unternehmen) da sein müssen" manifestiert hat, was mir echt Sorgen macht... vor allem, weil es sogar von den "Betroffenen" extrem verteidigt wird.

Meine Fragen:
- Wie seht Ihr das?
- Was kann (sollte) man als BR hier unternehmen?
- Sollte (muss) man als BR etwas dagegen tun oder sollte man einfach akzeptieren, dass die Kolleg*innen sich ihre Situation "schön reden"?

Grüße von,
jaypar