Erstellt am 17.07.2006 um 08:21 Uhr von Dame
Hallo Haselbacher,
ich arbeite auch in der Dienstleistungsbranche. Unsere KQ ist auch immer sehr hoch, deswegen ist vor ca. 4 Jahren auch die AU ab ersten Tag eingeführt worden. Besser ist es aber dadurch nicht geworden. Wir möchten unserem AG auch wieder davon überzeugen, dass es vielleicht besser ist wieder auf den dritten Tag zu gehen. Unser zusätzliches Argument ist, das man mit einzelnen Mitarbeitern, die immer mal wieder Freitags und Montags "krank" sind, Einzelgespräche führen muß und für diese Leute dann ab ersten Tag AU verlangt wird.
Erstellt am 17.07.2006 um 08:28 Uhr von Haselbacher
Danke für die schnelle Antwort,
suche Zahlen, Fakten und Statistiken, die einen solchen Versuch rechtfertigen. Der AG wird sich wohl nicht auf Mutmaßungen einlassen. Wer weiß, wo ich sowas recherchieren kann?
MfG
Erstellt am 17.07.2006 um 08:29 Uhr von Frank
Hallo Haselbacher,
wir sind ein Betrieb von ca. 900 Mitarbeiter. Wir müssen erst ab den 3 Tag eine AU vorlegen. Wir haben sehr gute erfahrungen gemacht. Krankenstand bei 3 Schichtarbeit ca. 3 - 4 %. Einen Versuch bei euch in der Firma solltet ihr machen.
Probiert es erstmal für einen Zeitraum von einem Jahr aus. Dann wertet die Daten aus und seht ob es positiv war.
MFG
Frank
Erstellt am 17.07.2006 um 08:56 Uhr von Mona-Lisa
@Haselbacher,
also irgendwie ist bei euch der Wurm drin!
Das passt nicht ganz zusammen! Betriebsklima ist lt. deiner Aussage gut?
Warum dann der hohe Krankenstand?
Könnte es nicht sein, dass die Gründe vielleicht in Arbeitsüberlastung, Stress, oder Ungleichbehandlung usw. liegen können? Habt ihr da mal nachgeforscht?
Wenn das Betriebsklima bei euch so gut sein soll, würde doch nicht gleich jeder Mitarbeiter bei jedem "Zipperlein" zum Arzt rennen!
Erstellt am 17.07.2006 um 08:57 Uhr von Fayence
Haselbacher,
der "Verdienst" eines Arztes ist völlig unabhängig davon, ob er einen AN für einen oder gleich für mehrere Tage AU schreibt.
Den von Dir gesuchten Zahlenvergleich wirst Du nur in Vergleichsstudien finden, die es auch gibt. Weiterhelfen kann Dir wahrscheinlich der BKK Bundesverband, da dieser hoheitlich für die Erfassung und Auswertung von AU´s zuständig ist.
Erstellt am 17.07.2006 um 10:08 Uhr von Ramses II
Erfährt denn der BKK Bundesverband von AUs die nicht von einem Arzt überprüft wurden?
Erstellt am 17.07.2006 um 10:23 Uhr von Kölner
@Ramses II
Sehr guter Einwand....
Erstellt am 17.07.2006 um 10:24 Uhr von Fayence
Dieses Zahlenmaterial liegt natürlich auch der BKK nicht vor, dazu bedarf es einer aktiven Befragung der AG.
Ich halte es nur für sehr wahrscheinlich, dass speziell der Bundesverband der BKKen Kenntnis von solch vergleichenden Studien hat oder diese ev. auch selbst in Auftrag gegeben hat. Deshalb mein Hinweis auf diese Informationsquelle.
P.S.
Die von der BKK ausgewerten AU´s -nachzulesen im Gesundheitsreport- beziehen sich auf die, von einem Arzt bescheinigten.
Erstellt am 17.07.2006 um 10:43 Uhr von Haselbacher
Mona-Lisa,
klar, berechtigter Einwand, wir forschen permanent nach Gründen für die hohe Krankheitsquote. Aber es geht ja darum, daß die Mitarbeiter bei jedem kleinen "Zipperlein" gezwungen sind, zum Arzt zu gehen, da ja umgehend die AU vorgelegt werden muss! Also auch, wenn der/die Mitarbeiter(in) Mittags nach Hause geht, weil er/sie sich nicht wohlfühlt. Kleinigkeiten, die normalerweise in einem oder zwei Tagen auch ohne Arztbesuch erledigt wären, münden so oft in eine Krankschreibung für den Rest der Woche.
Danke an alle für die große Beteiligung an diesem Thema!
Erstellt am 17.07.2006 um 11:00 Uhr von Ramses II
Fayence,
ich halte es ehrlich gesagt für sehr unwahrscheinlich dass es überhaupt statistisch nachweisbare Effekte gibt.
Ein einfacher Vergleich von Betrieben mit AU ab 1ten Tage und AU ab 4ten Tag wird auch keine Signifikanz ergeben, da es bei denen mit 1ten Tag immer auch eine Vorgeschichte geben wird, die mit der frühen AU-Bescheinigung also wahrscheinlich die mit dem hohen Krankenstand sind.
Käme noch in Frage zu betrachten, wie sich eine Änderung in den AU-Anforderungen auswirkt. Die kurzfristigen Effekte ("jetzt erst recht" "Vorsicht, der AG hat wohl ein Auge drauf") dürften da kein klares Bild ergeben. Die langfristigen Effekt dürften aber durch zu viel andere statistische Effekte (allgemeine gesundheitliche Entwicklung im Betrieb) auch nicht mehr signifikant feststellbar sein.
Bliebe noch die Möglichkeit, die Verteilung der Krankheitsdauern zu betrachten. Aber auch diese Verteilung selbst wird keinen statistisch nachweisbaren Zusammenhang liefern. (Wenn die "1.Tags AUler" prozentual signifikant weniger Kurzerkrankungen haben, bedeutet dass, dass sie an Tagen wo sie sich früher einfach krank gemeldet haben doch zur Arbeit kommen, oder bedeutet das, dass sie gleich für eine längere Zeit krank geschrieben werden.
Ich gehe davon aus, dass die statistische Nachweisbarkeit sich in der Region der Nachweisbarkeit von Sternzeichen auf die Unfallhäufigkeit bewegt.
Ich würde jedenfalls jede Auswertung zu diesem Thema mit tiefstem Argwohn lesen.
Erstellt am 17.07.2006 um 13:01 Uhr von Fayence
Ramses II,
es ist völlig richtig, dass solche Statistiken in Bezug auf eine qualitative Aussage sehr genau hinterfragt werden müssen. So ist beispielsweise der Anteil der Kurzzeiterkrankungen (bis 3 Tage) im Laufe der Zeit auf inzwischen ca. 1/3 gestiegen, die absoluten Krankheitstage haben jedoch abgenommen.
Auch der Vergleich Krank bis 3 Tage mit oder ohne AU ist sehr genau zu hinterfragen. Eine wesentliche Rolle spielt hier beispielsweise der Wochentag, an welchem ein AN zum Arzt geht. Und es gibt durchaus Auswertungen, dass die meisten Ärzte unabhängig vom Wochentag eine voraussichtliche AU bis zum Wochenende attestieren und eher selten nur für max. 3 Tage. Vielleicht finde ich diese Zahlen noch.
Aber ich kann den Ansatz von Haselbacher durchaus nachvollziehen!
Erstellt am 17.07.2006 um 13:45 Uhr von Ramses II
Fayence,
gefühlsmäßig bin ich voll und ganz bei Haselbacher.
Bezüglich echter Krankheiten wird sich vermutlich eine Verlängerung ergeben.
Bezüglich gefühlter Krankheiten halte ich den Erfolg auch eher für zweifelhaft.
Erstellt am 17.07.2006 um 14:13 Uhr von Fayence
Ramses II,
da lasse ich doch glatt einmal "Blaue Augen" von "IDEAL" laufen! ;-)
Erstellt am 18.07.2006 um 19:37 Uhr von Der Bielinsk Indianer
Hallo Haselbacher,
ich finde es super toll, dass Du Dir (als BR) darüber Gedanken machst und im Interesse der Arbeitsplätz nach einer Lösung suchst. Welcher BR macht heute schon die Gedanken die eigentlich aus Eigenutz der Arbeigeber haben sollte. Ich werde den Beitrag weiter aufmerksam verfolgen.
Weiter so
Der Bielinsk Indianer