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Ein Interview: „Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg"

6 Minuten Lesezeit

Die Betriebsratswahlen 2026 rücken näher. Zeit für eine neue, jüngere Generation, in die Fußstapfen der langjährigen Betriebsräte zu treten. Doch genau das wird oft zur Herausforderung: Die Zahl der Betriebsräte in Deutschland ist rückläufig – gerade in kleineren Unternehmen wird es immer schwerer, geeignete Nachfolger zu finden. Wie gelingt der Verjüngungsprozess eines Betriebsrats? Welche Maßnahmen können Sie als erfahrenes Mitglied im Betriebsrat ergreifen, um Ihre Nachfolge im Unternehmen zu regeln? Und wie können Sie Ihre errungenen Erfolge für die nächste Generation nutzbar machen? Der BR-Experte Stefan Wiechert im Gespräch mit der W.A.F. liefert Ihnen wertvolle Impulse – auch zu anderen wichtigen Betriebsratsthemen.

Stefan Wiechert Coach und Auditor

W.A.F.: Stefan, Du hast nicht nur die Erfahrung aus vielen Jahren als Betriebsrat bei der Currenta GmbH & Co OHG, sondern auch als Experte für Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit. Du arbeitest außerdem als Auditor für Qualitätsmanagement und engagierst Dich im Compliance-Bereich. Das ist viel kostbares und vernetztes Wissen.

Hast Du Dich schon immer für diese Themen interessiert oder gab es irgendwann in Deiner Karriere ein auslösendes Moment, dass Dich dazu brachte, Dich mit Fragen des Gesundheitsschutzes, aber auch des QM oder eben der Compliance zu beschäftigten?

S.W.: Angefangen hat alles mit einer Beamtenausbildung bei der Kölner Stadtverwaltung. (lacht) Dort wurde ich ein grundsolider Generalist und habe gelernt, mich immer schnell in neue Themen einzuarbeiten. Das war ein echter Vorteil, als ich später angefangen habe, bei der Bayer AG zu arbeiten.

W.A.F.: Deine Arbeitserfahrung ist auch verknüpft mit verschiedenen Kernthemen der BR-Arbeit. Wie machst Du Deine Kenntnisse über Arbeitsabläufe und Organisationsdetails für die Betriebsratsarbeit nutzbar?

S.W.: Ich war am Anfang das Mädchen für alles. Für mich ging es um Büroorganisation, um Personalwesen und auch um Controlling. Außerdem erlebte ich die Anfänge der EDV hautnah mit, damals mit Rechnern, die um die 50 kg gewogen haben. Als Nächstes kamen dann die Themen Produktsicherheit, Umweltschutz, Arbeitssicherheit, Giftgesetze, Stoffthematiken und schon damals habe ich dann mehr oder minder eigentlich an dieser ganzen Angelegenheit sehr viel Spaß gefunden. Arbeitssicherheit wurde zu meinem Hobby. Im Laufe der Zeit gewann ich gute Kenntnisse in allen Bereichen und das war sehr wertvoll für die BR-Arbeit.

W.A.F.: Was hat Dich aktuell als Letztes beschäftigt?

S.W.: Das war das Thema Nachhaltigkeit. Da habe ich mich dahinter geklemmt, mit Wesentlichkeitsanalysen, war auch als Betriebsrat mit dabei. Es ging um die Anforderungen nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, ich war bei der Erstberichterstattung dabei, die wir erst in zwei bis drei Jahren machen müssen. Jetzt schon damit gearbeitet zu haben, ist Gold wert.

W.A.F.: Was sind im Hinblick auf die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation für Dich die wichtigsten Betriebsrats-Themen?

S.W.: Inhaltlich schaue ich da auf die Gesetzgebungsvorhaben der neuen Regierung. Wichtige Punkte sind hier zum Beispiel die Themen Nachhaltigkeit und Lieferketten.

Organisatorisch ist die Schwerpunktfrage, wie uns der Generationenwechsel zwischen alten und jungen Betriebsräten gelingt.

W.A.F.: Wie sind Deine eigenen Erfahrungen mit der Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt im Gremium?

S.W.: Man muss miteinander reden. Das ist das wichtigste. Wir alten Hasen müssen erklären, wie wichtig Mitbestimmung ist. Wie wichtig es für das eigene Berufsleben ist, wenn ich möglichst viel eigenen Gestaltungsspielraum habe. Nicht zuletzt das sorgt für gute Motivation und die Erhaltung der Gesundheit auch während einer langen Karriere; und dafür ist der Betriebsrat der perfekte Raum.

Wir müssen persönliche Beziehungen zu unserem BR-Nachwuchs aufbauen und auch erklären, dass es nicht nur dem Betrieb nutzt, sich sozial zu engagieren, sondern auch dem einzelnen Betriebsratsmitglied. Wir müssen die Jugend befähigen, wichtige Themen anzusprechen und in den Generationen-Dialog gehen. Kommunikation ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg.

W.A.F.: Welche Tipps hast Du, damit die alten Hasen ihre Mentoren-Rolle gut ausüben können?

S.W.: Lasst uns einen Perspektivwechsel hinbekommen und nicht die negativen Dinge der Generation Z betonen, sondern sie als eine Generation zu betrachten, die durchaus in der Lage ist, ihre eigene Zukunft zu bilden. Wir müssen den Dreh hinbekommen und sagen, wir machen nichts mehr für uns, sondern wir müssen andere befähigen für die nächsten 10 oder 20 Jahre etwas zu tun. Dann funktioniert der Generationenwechsel.

W.A.F.: Die nächste Wahl steht vor der Tür. Für einige Gremien ist auch die Frage, woher sie den Nachwuchs bekommen. Was kannst Du diesen Kollegen sagen?

S.W: Wir sind einer der größten Ausbildungsbetriebe Deutschlands. Das heißt, es mangelt uns zunächst einmal nicht an jungen Leuten, die zu uns kommen, sondern genau wie bei allen anderen auch geht es darum, die Jungen für den Betriebsrat zu motivieren.

Erst einmal müssen die Rahmenbedingen für die jungen Leute stimmen. Es muss geklärt sein, dass die Arbeitsbedingungen gut sind. Dann kommen wir ins Spiel. Wir müssen Beziehungsarbeit leisten, persönliche Verbindungen aufbauen und auch den sozialen Aspekt an der BR-Arbeit betonen, der ebenso Vorteile für die jungen Leute und deren Schwierigkeiten bietet.

W.A.F.: Es gibt also neben dem Wissenstransfer auch noch eine persönliche Komponente?

S.W.: Ja. Es ist wichtig, dass auch die alten Hasen ihre Rolle kennen und leben. Sie vermitteln nicht nur das Wissen, das sie in ihrer Zeit als Betriebsrat angesammelt haben, sondern sie fungieren auch als Mentor, sie sind sozusagen die Alt-Betriebsräte, die den Jungen bei Bedarf auch ein soziales Geländer bieten. Die W.A.F. bietet zum Beispiel ein Seminar an, das fit macht für die Zusammenarbeit von Betriebsrat und JAV. Solche externen Angebote zu nutzen, ist auch wichtig.

Ich sage gern, ich bin ein alter Fuchs in meinem Bau und kenne die Gänge ganz genau. In die Sackgassen laufe ich nicht mehr hinein. Aber wenn ein junger Fuchs dorthin läuft, kann es sich leicht herausstellen, dass dort inzwischen gar keine Sackgasse mehr ist.

W.A.F.: Welche Chancen und Risiken siehst Du insgesamt für die Entwicklung der Mitbestimmung in der nächsten Amtszeit für die Betriebsräte? Was sind die Trends?

S.W.: Ich glaube, die Zukunft wird ganz einfach sein. Beide Seiten müssen versuchen, etwas gemeinsam zu machen. Gemeinsam bedeutet für mich, die Betriebsräte müssen verstehen, was die Arbeitgeberseite möchte. Und die Arbeitgeberseite muss verstehen, in welche Richtung Betriebsräte agieren.

W.A.F.: Also weg vom Kompromiss und hin zum Konsens? Das ist ein schöner und positiver Ausblick auf die BR-Arbeit der kommenden Jahre.

S.W.: Am Ende ist sogar der gemeinsame Besuch von Schulungen sinnvoll.

W.A.F.: Du bist seit neustem auch als Referent für die W.A.F. tätig. In welchen Seminaren können wir Dich live erleben und von Deinem Wissen profitieren?

S.W.: Neben den Klassikern wie Betriebsverfassungsrecht will ich auf jeden Fall auch gern mein Wissen zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz teilen. Außerdem liegt mir der Generationenwechsel sehr am Herzen. Dazu gibt es übrigens auch einen neuen Podcast.

W.A.F.: Vielen Dank an Dich, Stefan, für das offene und motivierende Gespräch!

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