Hallo lupus,
ich habe vor längerer Zeit beruflich die Akte eines Schwerbehinderten gelesen und das las sich wie eine Horrorgeschichte. In Kurzform und aus Sicht der Kollegen hätte sie bestimmt genau so klingen können, wie die von Dir geschilderte. Es hat sich aber für mich beim lesen des Leidensweges ein ganz anderes Bild ergeben. Oft sind diejenigen, die bestimmte Rechte einfordern unbeliebt. Ein Behinderter wird geduldet, aber bitteschön - er möchte sich ganz klein machen - nur keine Forderungen stellen, dann wird er gemocht. Im gegenteiligen Fall mag ihn niemand und er ist genau der prädestinierte Mensch, auf dem sich der kollektive Frust entlädt. Warum sind die Deutschen Spitze beim Spenden? Weil sie damit ihr schlechtes Gewissen beruhigen wollen und lieber spenden, als die Probleme vor der Haustür, oder gar im Arbeitsteam zu haben.
Ich will Euch nicht unterstellen, dass es bei Euch auch so ist, Dich nur im Interesse Deines mir unbekannten Kollegen bitte, die Angelegenheit auch mal unter diesem Aspekt zu betrachten.
Und wenn Ihr Euch sicher seid, dass alles so ist, wie Du geschildert hast, würde ich an Eurer Stelle trotzdem erst nochmal einen Versuch machen, mit dem Kollegen das Gespräch zu suchen. Ihr seid als BR vielleicht sein einziger Rettungsanker. Man sollte dabei immer bedenken - eine Kündigung ist ein schwerer Einschnitt und für einen Behinderten wird es mit Sicherheit das berufliche und soziale Aus bedeuten. Wenn das alles nichts fruchtet, würde ich an Eurer Stelle immer noch nicht zustimmen. Man kann sich ja auch lediglich passiv verhalten. Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass der BR auf einen bereits am Boden liegenden mit einprügelt, weil er ja auch die Interessen der anderen vertritt, frage ich mich besorgt, welche Außenwirkung dieses Verhalten eines BR auf andere Kollegen hat, die eventuell auch mal ein Problem haben - z.B "zu dem BR brauche ich eh nicht gehen, die haben ohnehin kein Verständnis".
Und weiter frage ich mich, was ist das für ein Arbeitsteam, welches sich durch einen Behinderten aus der Rolle bringen lässt. Da genügt doch aus meiner Sicht ein nichtiger Anlass, um das gleiche bei einem anderen hervorzurufen.
Aber wie geschrieben - ich möchte nur ein paar Denkanstöße geben, um Himmels Willen nichts unterstellen. Ich wünsche Euch die rechte Entscheidung; mit der Ihr Euch abends im Spiegel ansehen könnt :-))