Wir sind in unserem Unternehmen (ca. 600 MA) zwei freigestellte Betriebsräte. Ich als Vorsitzender und mein Stellvertreter. Nun erhitzen sich bei uns langsam die Gemüter, weil eben dieser stellvertretende Betriebsratsvorsitzende zum einen sehr "arbeitgeberlastig" ist und zum anderen als Leiter eines Projektes im Betrieb, seine Aufgabe als Betriebsrat nur sehr halbherzig wahrnimmt. Er sitzt als freigestelltes Betriebsratsmitglied im Büro des Betriebsrats mir gegenüber, führt dabei projektbezogene Telefonate und bearbeitet darüber hinaus auch seine Projekte im Büro des Betriebsrats. Er nimmt an Meetings teil, die sich auf seine Projekte beziehen und nimmt sich auch sonst alle Freiheiten heraus. Den Arbeitgeber freut es natürlich, denn schließlich wird eine Freistellung dazu benutzt, Arbeiten die dem Unternehmen zugute kommen auszuführen. Kritische Gespräche mit dem Kollegen prallen an ihm ab und er ist nicht dazu bereit, sich zukünftig ausschließlich seinen Aufgaben als Betriebsrat zu widmen. Es ist natürlich sehr ärgerlich für uns, zumal er eben auch hinter unserem Rücken Informationen an die Geschäftsführung weitergibt.
Unlängst "leitete" er zwangsläufig eine Abteilungsversammlung, die vom Betriebsrat anberaumt war und bei der ich wegen Terminverschiebungen nicht anwesend sein konnte. Das nutzte die Betriebsleitung dann dazu, einen eineinhalbstündigen Vortrag zu halten, ohne dass er dieses unterbunden hatte, obwohl die Abteilungsversammlung den Zweck gehabt hätte, dass die Mitarbeiter Fragen stellen können, die dann von den geladenen Vorgesetzten zu beantworten gewesen wären. Der Unmut der Belegschaft hinterher war natürlich entsprechend. Doch unseren freigestellten Kollegen interessiert das in keiner Weise. Nachfragen bei "Verdi", was wir dagegen tun können sind sehr schwammig, sodass wir noch nicht einmal wissen, ob Verdi uns unterstützen würden wenn wir versuchen, den Kollegen zumindest von seiner Freistellung zu entheben. Die Frage wäre nun, ob es jemanden gibt der ähnliches erlebt hat und wie dann darauf reagiert wurde. Es macht wenig Freude, der Geschäftsführung gegenüber ein gläserner Betriebsrat zu sein.