Guten Morgen.

Der langjährige Mittarbeiter A. in Elternzeitbefristung, wurde nach Rückkehr der Mutter zum 1.5. entfristet und Halbtags übernommen. Gleichzeitig hat ein Vollzeitmitarbeiter gekündigt, dessen Stelle unbesetzt blieb.
A. stellte auf unser anraten hin einen Antrag bei der Geschäftsleitung auf Erhöhung der Stundenzahl für Vollzeit, da er als dienstältester Mitarbeiter entsprechend Anspruch hat.

Es war ein langer, harter Kampf für uns dem AG dies abzuringen und A. sowie eine weitere Halbtagskraft auf Vollzeit zu bringen, anstatt eine Neuanstellung vorzunehmen. Da beide bis Ende diesen Monats aufgrund der guten Auftragslage eh befristet Vollzeit sind und der AG erst Anfang letzter Woche einem von beiden sein Versprechen bekräftigte ab dem 1.7. die Stunden aufzuteilen, vertrauten alle darauf, woraufhin A. auch freiwillig nach Aufruf des AG in jene Schicht wechselte in der die volle Stelle fehlt.
Im übrigen ist es bei uns üblich, das derartige Absprachen zwischen AG und AN immer mündlich erfolgen und die Schriftform nur eine kurzfristige Formalität ist und es gab auch nie einen Grund dies in Frage zu stellen. (betriebliche Übung?)

Nun wurde vergangen Do der Dienstplan für Juli ausgehangen und A. und die andere Mitarbeiterin werden dort als halbtags geführt. Nach Rücksprache mit dem AG bekam er zu hören, dass er die Stunden erstmal doch nicht verteilen würde, da ihm eine Fachkraft fehle für die nur eine 50% Stelle vorgesehen sei und er diese Stelle mit den Stunden ausbauen möchte, weil er halbtags seit Monaten niemanden findet. ( Diese Fachkraft wird leider wirklich dringend benötigt)
Die andere Hälfte der Stunden wolle er ersteinmal in der Rückhand behalten, da eine Halbtagskraft zum 1.7. gehen müsse (die zufällig die Ehefrau eines leitenden Angestellten ist), da sie wegen der guten Auftragslage nur für 3 Monate bei uns befristet ist und eine weitere Kollegin ab Sep wegen Rückkehr aus der Elternzeit auf halbtags runter gestuft und entfristet wird, sich aber ihr langer Fahrweg für eine halbe Stelle kaum lohne.
Das A. als einziger wirklich Anspruch auf die Stunden hat räumt er ein, jedoch müsse er ja auch an die anderen denken..

Besonders schlimm für die beiden die auf das Versprechen vertrauten ist der ausgerechnet der Monat Juli. Das Urlaubsgeld wird ausgezahlt, es gibt eine 6 monatige Nachzahlung aus Tarifverhandlungen und wegen der Auftragslage verhandeln wir gerade eine Bonuszahlung für die Mitarbeiter und da wir alle nur knapp über dem Mindestlohn verdienen sind diese Sonderzahlungen alles worauf die Belegschaft das ganze Jahr über hinarbeitet.
A. wird nun nichts davon haben, denn da er gezwungen ist aufstockende Leistungen zu beantragen, wird ihm alles angerechnet, selbst wenn sich der AG im Aug bereits umentscheidet, wovon ich ausgehe, da diese Stunden einfach fehlen, wird es für A. zu spät sein, das Geld ist weg.
Und mal abgesehen davon das er auch keine Gelegenheit hatte sich vom Gehalt eine kleine Rücklage zu bilden, gilt sein Antrag beim Jobcenter als verpätet eingereicht, denn die interessiert es nicht wieso er sich so kurzfristig meldet.

Unser Vorsitzender, der einzige der Ahnung hat, ist im Urlaub, seine Vertretung im Krankenhaus und der Rest von uns hat keine Ahnung und aus Angst wegen des Gegenwindes und eigener Unwissenheit warscheinlich eh nicht beschlussfähig. Unser Chef ist nämlich ein Patriarch der 20 Jahre bei der Marine gedient hat und kurz vorm Ruhestand steht, den er schon längst Plant und bis dahin seine Zeit nur noch in Ruhe absitzen will.

Da wir mit 100 Mitarbeitern ein Tochterunternehmen eines 1600 Mitarbeiter umfassenden Konzerns sind, gibt es über unserem AG, der genau genommen nur der Betriebsleiter ist, noch die Geschäftsführung und darüber den Aufsichtsrat des Konzerns. Einstellungen und Änderungsverträge werden allerdings von der Aufsichtsratsvorsitzenden unterschrieben. Seine Stimme hat jedoch emens an Gewicht, nach 15 Jahren die er die Firma leitet.

Desweiteren natürlich noch einen Konzernbetriebsrat, der jedoch sehr AG freundlich eingestellt ist, was auch unserer die letzen 10 Jahre war. Alle Räte bekamen gut bezahlte Führungsposten, Geschenke und wurden auch sonst bevorteilt, teilweise sogar vor den Augen der Belegschaft, weshalb das Vertrauen in uns gleich Null ist. Es war harte Arbeit endlich einen BR gewählt zu bekommen, dessen Abstimmungsergebnis nicht von vorn herein fest steht, sondern offen für Argumente ist. Die Aushandlung einer Bonuszahlung für die Mehrarbeit war mein erstes Projekt um die Aufmerksamkeit der Belegschaft für uns zurück zu gewinnen und dieser Fall hier mit Kollege A. ist ein gutes Beispiel wie hier mit den Mitarbeitern umgegangen wird und liegt mir daher sehr am Herzen.
Es ist ein Unding das sich jemand 4 Jahre den Hintern aufreißt für einen Job und dann so vor den Kopf gestoßen wird und durch reines zögern jetzt hunderte von Euro verlieren soll und auch noch die Mühlen der Harz IV Antragsstellung durchlaufen muss, obwohl jedem hier klar ist, das die Stunden da rum liegen, ihm zugesagt waren und er den entsprechenden Anspruch hat. Ich glaube jedenfalls nicht das wir vom KBR Hilfe erwarten können, da wir durch das Stimmenverhältnis einfach unwichtig und eher läßtig sind.

1. Was kann ich als BR machen um A. zu helfen? Kann ich als BR da überhaupt was machen oder muss A. das juristisch selbst ausfechten? (Ich meine im BR1 gehört zu haben, das AG und AN in einem Vertrauensverhältnis stehen, weshalb sein Versprechen bindend war, oder s.o. betriebliche Übung)

2. A. wollte sich zum 1.7. von mir für die Gewerkschaft anwerben lassen. Ließe sich ein Ver.di Beitritt rückdatieren um von dort Hilfe von einem Fachanwalt zu erhalten?

Vielen Dank schon mal für jeden Tipp den ihr für mich habt!