Wir sind in einen Streit mit unserem Arbeitgeber geraten, da wir einem Gerücht gefolgt sind, nach dem Bewerbern auf qualifizierte Stellen angeblich unglaubliche Dumpinglöhne geboten wurden. Auf Basis dieser Information hat der Betriebsrat nach ziemlich kontroverser Diskussion, aber dann mit 8: 1 Stimmen, beschlossen, dass der Betriebsausschuss Einsicht in die Lohn- und Gehaltslisten bekommt.
Die GL hat davon Wind bekommen, hat gegenüber dem BRV mehrfach bestritten derartige Angebote unterbreitet zu haben und hat sich dann selbst in eine BR-Sitzung eingeladen um das Ganze noch mal zu dementieren. Die GL legte dabei auch die Stundenlöhne einiger Mitarbeiter der betroffenen Abteilung offen. Diese bewegten sich alle in der Nähe der in unserer Branche geltenden Tariflöhne. Die GL hat uns aufgefordert, nicht jeder Sau, die durchs Dorf getrieben wird, hinterherzurennen und hat uns auch versichert, dass man solche Dumping-Angebote nie und nimmer unterbreiten würde.
Viele unserer BR-Mitglieder sind der Argumentation der GL gefolgt und waren glücklich und zufrieden (wie immer).

Unser BRV ist der Angelegenheit aber noch einmal nachgegangen und hat den betroffenen Bewerber kontaktiert. Diese bestätigte dann im Gespräch, dass ihm zwar ein geringfügig höherer als der uns bekannte Stundenlohn angeboten wurde, dieser lag aber immer noch deutlich unterhalb der Lohngruppe 1 während die Stelle eigentlich eine Lohngruppe 6 wäre. Wir sind also von der GL angelogen worden.

Man fragt sich nun, warum geht die GL bei dieser Angelegenheit so in die Offensive?
Für mich ist der Fall ziemlich klar. Die GL versucht der Einsichtnahme in die Lohn- und Gehaltslisten zuvorzukommen und diese durch Beschwichtigung zu verhindern, weil das die heilige Kuh des Unternehmens ist und weil da vermutlich unangenehme Wahrheiten ans Tageslicht befördert würden.

Nun hat der BR zwar einen Beschluss zur Einsichtnahme in der Schublade liegen, setzt diesen aber nicht um, weil er weiß, dass das ein Affront gegen die GL wäre. Man hält so was zwar kaum für möglich, aber bei uns ist das die Realität.

Nun weiß ich gar nicht so genau, was ich Euch dazu fragen will oder soll. Vielleicht musste ich mir die Sache auch nur von der Seele schreiben und Hoffe auf eine Runde Mitleid. Wer von Euch meine Beiträge kennt, weiß ja, dass sich bei mir fast Alles immer wieder um die Handlungsunfähigkeit eines Gremiums dreht.

Vielleicht soll es auch nur demonstrieren, wie dämlich sich BR-Gremien verhalten können und wie diese sich ihren eigentlichen Aufgaben entziehen. Gleichzeitig soll es auch ein Aufruf sein, es bitte nicht so zu machen, wie wir es machen.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man dem AG ein- zweimal die Zähne zeigen muss, um sich auf Augenhöhe zu bewegen und dann funktioniert´s in der Regel. Wer aber nie in den Ring steigt, weil er meint keine Hose anzuhaben, der wird auch nie etwas gewinnen.

Gleichzeitig bleibe ich bei meiner Forderung, einzelnen BR-Mitgliedern mehr Rechte einzuräumen und diesen die Antragsberechtigung im arbeitsgerichtlichen Beschlussverfahren auch ohne Gremiumsbeschluss zu verschaffen. Natürlich teile ich die Bedenken, dass man damit den Querulanten in den Gremien Tür und Tor öffnet, aber mal ehrlich, ist es besser den guten, engagierten und mutigen BR jegliche Handlungsfähigkeit zu nehmen und diese in ihren tatenlosen Gremien zu verbrennen. Wo Rechtsverstöße passieren, sollten diese auch geahndet werden - dazu bedarf es eigentlich keines Mehrheitsbeschlusses. Ich weiß - jetzt kommt gleich wieder der Einwand: Aber Ihr seid doch ein demokratisch gewähltes Gremium.

Sorry für meine langen Beiträge, aber ihr seht, ich brenne (verbrenne) für die BR-Arbeit und es gibt Vieles was mich umtreibt. Es tut mir weh mit anzusehen, dass wir außer einer stattlichen Ansammlung von Pflichtverstößen, nichts geleistet haben.