Ein Interview: „Gemeinsam mehr erreichen!"
Unser Gespräch mit Kai Bilkau, SBV und BR beim niedersächsischen Rohrhalterungsbauer Lisega SE: „Gemeinsam mehr erreichen!“ Mehr Zusammenhalt im Unternehmen und eine engagierte Belegschaft, die hinter BR und SBV steht, das ist Kais Vorschlag. So Sollten wir gemeinsam die Zukunft unserer Arbeit gestalten, damit wir alle in einer guten Arbeitsatmosphäre leben und uns weiterentwickeln.
W.A.F.: Lieber Kai, du bist stellvertretender Schwerbehindertenvertreter in deinem Unternehmen – wie bist du das geworden?
KB: Unsere Vertrauensperson hat mich gefragt, ob ich mich nicht zur Wahl stellen will. Dann haben wir besprochen, dass ich nur als Stellvertreter kandidieren möchte. Ich finde mein Kollege macht als Vertrauensperson einen großartigen Job und genießt das uneingeschränkte Vertrauen der Kollegen.
Wir arbeiten als Kollegen in derselben Abteilung und sind auch beide Mitglieder im Betriebsrat. Dadurch arbeiten wir sehr effizient. Wir kennen uns sehr gut und haben immer einen kurzen Draht zueinander.
W.A.F.: Wie würdest du deine Aufgaben beschreiben?
KB: In erster Linie sehe ich mich als Wegweiser. Ich versuche immer, mich gut zu vernetzen, sodass sich meine Kompetenzen als SBV, als BR und als Gewerkschaftsmitglied gut ergänzen. Durch meine Doppelfunktion bin ich außerdem sehr gut informiert.
Die Kollegen geben uns das Mandat, sie bei Anträgen zu beraten, Stellungnahmen für sie zu verfassen und damit zwischen Betrieb und Behörden zu vermitteln. Dazu gehört auch, Konflikte für sie auszutragen. Das nehme ich gern an und gehe den Weg jeweils bis zum Ende. Hierbei sind der gewerkschaftliche Rechtsschutz, der Sozialverband und die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) wichtige Ansprechpartner für mich und die Betroffenen. Mein Bauchgefühl hat oft schon eine konkrete Lösung parat und weil ich schon viele Weiterbildungen gemacht habe, stimmt die auch meistens. (lacht)
Wenn wir uns aber zu weit aus dem Fenster lehnen, dann gibt es Stress. Als SBV hat man schließlich weniger Rechte als ein Betriebsrat. Wir müssen unsere Kompetenzen aus dem jeweiligen Amt respektieren.
W.A.F.: Im vergangenen Jahr wurdet ihr von einem anderen Unternehmen gekauft. Hattet ihr als SBV konkrete Aufgaben beim Betriebsübergang übernommen?
KB: Ganz konkrete Aufgaben hatten wir nicht. Es gab keine Aufspaltung oder Umfirmierung, der Vorstand ist noch im Amt. Im Innenverhältnis ist für uns alles beim Alten geblieben. Im Außenverhältnis warten wir noch immer darauf, ob sich für uns etwas verändert.
W.A.F.: Welches Verhalten wünschst du dir von einem Arbeitgeber im Zusammenhang mit einem Betriebsübergang?
KB: Wir haben uns überrumpelt gefühlt und hätten gern früher davon erfahren. Es zeichnete sich zwar schon länger ab, dass der alte Chef, der auch im Aufsichtsrat saß, irgendwann in den Ruhestand gehen würde. Aber die Entscheidung kam für uns am Ende sehr überraschend.
Der Chef war früher im Unternehmen präsent. Er nahm sich die Zeit, die Kollegen in der Fertigung zu besuchen und mit ihnen zu sprechen. Das vermissen wir heute. Es hat die Stimmung im Unternehmen verbessert und das fehlt uns im Moment. Wir arbeiten daran, die Kollegen zu motivieren.
W.A.F.: Kai, was ist für dich das Besondere an deinem Amt als Vertrauensperson?
KB: Das Schöne an dem Amt ist, dass man anderen Menschen helfen kann. Ich freue mich auch, wenn mir geholfen wird. Das mag ich gern. Zusätzlich engagiere ich mich bei der freiwilligen Feuerwehr, das auch ein Ehrenamt ist. Es passt einfach zu mir und gibt mir Energie.
Das, was wir geben, kommt immer zu uns zurück. Es ist nicht nur die Dankbarkeit oder die Freude der Menschen, die ich mag. Für mich geht es dabei auch um ein stetiges Lernen und eine persönliche Weiterentwicklung. Von meinen Aufgaben bei der „normalen“ Arbeit erhalte ich mal eine Verschnaufpause und verbringe trotzdem meine Zeit sinnvoll.
W.A.F.: Warum ist es dir so wichtig, dieses Amt auszuüben?
KB: Weil einfach alle davon profitieren. Wir unterstützen behinderte Menschen, machen Arbeitsplätze passend und sorgen dafür, dass der Job erhalten bleibt. Auch wenn es gesundheitlich mal nicht so gut läuft und die Leistungen vielleicht etwas nachlassen.
Die Betriebe sparen sich die Ausgleichsabgabe, welche jetzt ja auch noch einmal angestiegen ist. Dringend benötigte Fachkräfte finden sich auch unter Menschen mit Behinderung. Das ist heutzutage ebenfalls ein wichtiger Punkt.
Was ich tue, erfüllt mich und gibt meinem Handeln einen Sinn. Und ich kann die guten Ergebnisse meiner Arbeit an den Kollegen um mich herum sehen. Das motiviert mich, weiterzumachen.
W.A.F.: Was ist dem privaten Menschen Kai Bilkau wichtig?
KB: Gesundheit und Wohlbefinden sind mir sehr wichtig, das kann man sich nicht kaufen und bekommt man auch nicht geschenkt. Hierzu zählen auch Freunde und Familie und ein gutes Miteinander mit den Arbeitskollegen.
Zusammenhalt, Solidarität und gute Arbeitsbedingungen schaffen – dass es mir bei Arbeit gutgeht und dass das Klima für alle gut ist. Das macht das Leben leichter für alle. Da lohnt sich auch der Einsatz.
W.A:F: Wenn du eine Sache ändern könntest, was wäre das?
KB: Dass wir alle mehr an einem Strang ziehen. Damit erreichen wir mehr. So wie wir es schon machen, indem wir uns um die schwerbehinderten und die ihnen gleichgestellten Mitarbeiter bemühen. Alle müssen verstehen, dass wir gemeinsam die Unternehmenskultur sind und sie auch nur gemeinsam verbessern können.
W.A.F.: Lieber Kai, vielen Dank für das Mut machende Gespräch und weiterhin viel Freude an deinem Amt!