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Ein Interview: „JAV? Die brauchen wir!"

5 Minuten Lesezeit

In diesem Interview sprechen wir mit Franziska Elsner, die 2017 als Auszubildende zur W.A.F. kam und seit ihrem Berufsabschluss eine feste Größe in der Marketing-Abteilung ist. Während ihrer Lehrzeit hatte sie das Amt der Jugend- und Auszubildendenvertreterin inne. Sie kann genau erklären, warum eine JAV für ein Unternehmen so wichtig ist.

Zwei Frauenporträts mit der Überschrift „Ein Interview mit JAV-Expertin Franziska Elsner“ vor weiß-rotem Hintergrund – das Bild steht für den Austausch über Jugend- und Auszubildendenvertretung.

W.A.F.: Liebe Franzi, du hast während deiner Ausbildung das Amt der Jugend- und Auszubildendenvertreterin ausgeübt. Wie bist du auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden und wie kam es dazu, dass du das Amt tatsächlich ausgeübt hast?

FE: Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon lange einen Betriebsrat. Und da 2017 mehrere neue Auszubildende angefangen haben und auch noch einige im zweiten oder dritten Lehrjahr waren, haben wir uns entschieden, eine JAV zu gründen. Dass man ab 5 Azubis oder Minderjährigen eine JAV gründen kann, wussten wir als Schulungsanbieter natürlich und der Betriebsrat hat dann dazu aufgerufen. Von ihm wurde auch die Wahl organsiert und am Ende hatte ich ganz knapp die Nase vorne. Das hat mich natürlich riesig gefreut und ich habe die Wahl gleich angenommen.

W.A.F.: Wie hat dich der Betriebsrat dabei unterstützt? Wo siehst du die Aufgaben des BRs bezogen auf die JAV?

FE: Naja, ohne unserem BR wäre die Wahl gar nicht zu Stande gekommen. Die Idee kam nicht von uns Azubis, weil es während unserer Ausbildung eigentlich keine Probleme gab. Trotzdem hat der Betriebsrat uns diese Möglichkeit gegeben. Schließlich kann man auch so viel für die jungen Kollegen bewirken und dem BR zuarbeiten. Die Aufgaben des Betriebsrats sind aus meiner Sicht also auf jeden Fall die Jugendlichen und Auszubildenden zu informieren und motivieren. Und nach der Durchführung der Wahl natürlich auch die frische JAV abzuholen und zu integrieren. Sonst steht man nämlich – vor allem wenn man eine einköpfige JAV ist – ziemlich alleine da.

W.A.F.: Wie kann der BR die Auszubildenden ermutigen, sich zu engagieren?

FE: Das ist in den meisten Fällen gar nicht so einfach für den Betriebsrat. Unser BR hat das aber super hinbekommen. Schließlich hat er es geschafft, dass sich gleich mehrere Azubis aufstellen haben lassen. Am meisten zieht denke ich, dass man als JAV auch eine Stimme im Unternehmen haben wird. Uns wurde direkt erklärt, dass wir mitreden dürfen, wenn ein Thema im Betrieb die Azubis betrifft. Und auch die Aufgaben zu erklären ist wichtig, damit den jungen Kollegen die Angst genommen wird und klar wird, dass es nicht die gleiche Belastung wie für einen BR ist. Nicht zuletzt sind der Kündigungsschutz und der Übernahmeanspruch eine super Motivation für alle Auszubildenden.

W.A.F.: Was waren deine liebsten Aufgaben und an welche Momente erinnerst du dich gern zurück?

FE: Eine Aufgabe der JAV ist es ja darüber zu wachen, dass alle Gesetze und Bestimmungen der Berufsbildung eingehalten werden. Dazu muss man sich als frische JAV natürlich erstmal mit den geltenden Paragrafen auseinandersetzen. Auch wenn das anfangs trocken und langweilig klingt, war es super interessant, sich mit dem Gesetz zu beschäftigen. Es hat mir auch Spaß gemacht, alles bei uns zu checken: Wird der Jugendarbeitsschutz wirklich eingehalten? Machen die Jugendlichen und Azubis Überstunden? Haben Sie die erforderliche Ausrüstung und die notwendigen Ausbildungsmittel an Ihrem Arbeitsplatz? Dem ganzen auf die Spur zu gehen, hat mir persönlich wirklich Spaß gemacht.

W.A.F.: Was ist die wichtigste Erfahrung aus deiner JAV-Zeit?

FE: Die größte Erkenntnis für mich war, dass egal wie jung man ist, man kann immer was bewegen. Sich einfach mal zu trauen und sich auf so ein Ehrenamt einzulassen, bedeutet zwar auch Arbeit, aber was man lernt und mitnimmt ist Gold wert für den Rest deines Berufslebens. Dass man über sich hinauswachsen kann, obwohl man es sich anfangs vielleicht nicht zutraut, ist meine wichtigste Erfahrung aus dieser Zeit.

W.A.F.: Warum ist die JAV für ein Unternehmen so wichtig?

FE: In Zeiten von Arbeitnehmermarkt und Fachkräftemangel ist eine gute Ausbildung wichtiger denn je. Indem sich um die Anliegen der jungen Mitarbeiter gekümmert wird, erhöht das die Qualität der Ausbildung und damit die Zufriedenheit. Langfristig wird dies zu einer stärkeren Bindung an das Unternehmen führen. So wirkt es natürlich attraktiver auf neue Bewerber und es können zukünftige Fachkräfte im eigenen Haus herangezogen werden.

W.A.F.: Ist als JAV der Wechsel in den Betriebsrat nach Abschluss der Ausbildung eigentlich vorprogrammiert?

FE: Es macht auf jeden Fall Sinn, ist aber nicht zwingend. Natürlich ist das Amt als Betriebsrat nochmal eine Schippe oben drauf. Wenn man in der JAV schon merkt, dass das nichts für einen ist, sollte man auch nicht in den Betriebsrat wechseln. Macht einem die Arbeit aber Freude, ist man als ehemaliges JAV-Mitglied ein heißer Kandidat für den Betriebsrat. Man kennt bereits die Abläufe und auch einige Aufgaben des BRs. Man war schon bei zahlreichen Sitzungen dabei und konnte so reinschnuppern. Und man hat im Betrieb wahrscheinlich schon ein gewisses Standing, sodass die Wahrscheinlichkeit in den BR gewählt zu werden ziemlich groß ist. So gesehen ist die JAV der perfekte Nachwuchs für den Betriebsrat.

W.A.F.: Was liegt der privaten Franzi am Herzen?

FE: Wenn ich an mein privates Umfeld vor ein paar Jahren zurückdenke, würde ich mir auf jeden Fall wünschen, dass sich mehr Leute für eine gute Ausbildung in Deutschland einsetzen. Es ist ein Privileg, dass wir in diesem Land diese Möglichkeiten haben. Doch nicht immer läuft es so rund, wie der Gesetzgeber sich das vorstellt. Nicht jeder junge Mitarbeiter wird gesehen und viele werden leider auch ausgenutzt. Mir liegt deshalb am Herzen, dass sich in den nächsten Jahren viele weitere Jugendvertretungen bilden und die junge Generation gut ins Berufsleben startet. Immerhin sind sie unsere Zukunft!

W.A.F.: Lieben Dank Franzi, dass du dein Fachwissen mit uns geteilt hast.

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