> Der AG (bisher war es immer so) bietet eine Lohnerhöhung von x% an und der
> BR muss ja dann an den AG melden, Herr X ja und Herr Y nein. Dies finde ich
> aber noch ungerechter als gar keine Lohnerhöhung zu bezahlen.
Ich würde mir das System noch einmal vom BR erklären lassen! Das was Du jetzt schreibst ist vermutlich ein Missverständnis von Dir, denn:
> Es wurde mir gesagt, Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
DAS ist etwas anderes! Das ganze läuft bei Anwendung üblicher TV so ab:
Im TV ist mit mehr oder weniger blumigen Worten umschrieben, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit eine Entgeltgruppe Anwendung findet, z.B. aus ERA Bayern:
Es handelt sich um eine Arbeitsaufgabe, die Entscheidungen bei der Arbeitsausführung voraussetzt.
Die Arbeitsaufgabe erfordert Kenntnisse und Fertigkeiten, wie sie in der Regel durch eine abgeschlossene mindestens derjährige Berufsausbildung erworben werden.
Das ist die Beschreibung für einen "Facharbeiter", entsprechende Entgeltgruppe 5
Jetzt kommt die Aufgabenbeschreibung ins Spiel. Der AG hat seine eigene Vorstellung von der Arbeit des AN und erstellt seinerseits eine Aufgabenbeschreibung. Da der AG das Weisungsrecht hat, kann er diese Aufgabe des AN quasi frei Schnauze definieren. z.B: sagt er: "Der Entwicklungsingenieur braucht nur eine Lehre". Also gruppiert er ihn in EG 5 ein. Das ist natürlich Quatsch, allein das Wort Entwicklungsingenieur führt seine Argumentation ad absurdum, aber da er das Weisungsrecht hat definiert er einfach so. Jetzt kommt der böse BR und erklärt dem AG, das das so nicht geht, seiner Meinung nach braucht der Ingenieur ein Studium, entsprechend EG 10. Jetzt streiten die zwei erst einmal um die Aufgabe dieses Entwicklungsingenieurs. Faktisch hat der BR da erstmal schlechte Karten, wenn der AG nicht an einen TV gebunden ist, der ihn verpflichtet die Aufgabe realistisch zu sehen und ggf. einem übergeordneten Gremium (Schlichtung) Entscheidungsgewalt gibt. Im schlimmsten Fall bleibt es bei der Beschreibung des AG. Hier braucht der BR Futter um gegen den AG argumentieren zu können. Da der BR nicht den Job jedes einzelenen AN kennen kann, braucht er als Futter Aufgabenbeschreibungen die die AN selbst erstellt haben, wer weiß wohl besser, was wirklich die Aufgabe ist wenn nicht der AN.
Hat man sich endlich auf die Aufgabe geeinigt, kommt der nächste Schritt: Jetzt wird die Aufgabe mit den Anforderungsbeschreibungen verglichen (auch hier gibt es wie Du an der obigen Beschreibung siehst immense Spielräume) und wieder darum gestritten, wo die Aufgabe denn nun hin passt. Am Ende einigt man sich dann auf eine Eingruppierung, die dann für ALLE AN mit DER SELBEN Aufgabe gleich ist.
Genau das lese ich aus dem was Dein BR Dir erzählt. Über Lohnerhöhungen irgendwelcher Art (X %) wird ÜBERHAUPT nicht geredet, das darf der BR nämlich nicht. Hinter der Tabelle stehen dann irgendwelche Lohnwerte. Und wenn ein Facharbeiter bislang genau so viel bekommen hat wie eigenlich nach dieser Tabelle für einen Straßenkehrer richtig gewesen wäre, dann bekommt er ab dann deutlich mehr Geld. Wenn umgekehrt ein Straßenkehrer so viel Geld wie ein Facharbeiter bekommen hat, dann geht es für den natürlich nach unten. Unschön für diesen, aber wie willst Du argumentieren, warum jemand der 3 1/2 Jahre Laborant gelernt hat und hochbrisante Chemikalien zusammenmischt weniger oder nur gleich viel verdienen soll, wie jemand der bei Euch die Straße kehrt? (OK, das Beispiel ist extrem, aber es soll ja auch die Idee dahinter zeigen....)
Das ist das Ziel das Euer BR verfolgt. Gleiches Geld für gleiche Arbeit - und für höherwertige Arbeit mehr als für niederwertige Arbeit.
Aber nochmal: Ohne das ihr Euch vertraglich verpflichtet habt Euch diesem Lohnsystem zu unterwerfen oder ihr in die Tarifbindung geht wird da nichts daraus, außer ihr akzeptiert das so stillschweigend.