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Veggie-Day in der Kantine: von Mitbestimmung des BR bis Nachhaltigkeit

6 Minuten Lesezeit

Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine vegetarische und vegane Ernährung aus ethischen, gesundheitlichen oder ökologischen Gründen. Auch in der Arbeitswelt wird das Thema relevanter. Unternehmen achten zunehmend auf Nachhaltigkeit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter. Eine Möglichkeit, dies umzusetzen, sind Tage in der Arbeit, an denen es ausschließlich ein Angebot an pflanzlichen Gerichten gibt. Wie können Sie bei der Einführung solcher Tage mitwirken und welche Möglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung?

Veggie-Day in der Kantine

Was ist ein Veggie-Day?

Der „Veggie-Day“ ist ein festgelegter Wochentag, in der Kantine, an dem es vegetarische oder vegane Speisen gibt. Die Ziele dahinter sind vielfältig. Einerseits wird die Belastung der Umwelt durch den Verzehr von pflanzlichen Produkten reduziert. Andererseits erhalten Mitarbeiter eine Gelegenheit, neue und schmackhafte Alternativen zu den üblichen Fleischgerichten kennenzulernen.

Die Mitbestimmung des Betriebsrats

Wenn es um das Wohl der Belegschaft geht, hat die Arbeitnehmervertretung bei vielen Themen ein Mitspracherecht.

Es gilt gemäß § 87 Abs. 1 Nr. 8 BetrVG, bei der Form, Ausgestaltung und Verwaltung von Sozialeinrichtungen im Betrieb dürfen Sie mitreden.

Da eine Betriebskantine in der Regel als soziale Einrichtung gilt, sind folgende Rechte gewährleistet.

  • Sie können den Veggie-Days vorschlagen und bei der Umsetzung mitgestalten.
  • Bei der Auswahl von Speisen/Warenangeboten sowie dem Speiseplan und Lieferanten dürfen Sie mitreden und eigene Ideen einbringen.
  • Die Auswahl des Kantinenbetreibers, die Aufstellungen von Verkaufseinrichtungen und deren Öffnungszeiten, wie Preise unterliegen ebenfalls dem Mitbestimmungsrecht
  • Das Initiativrecht könnte sogar, für z.B. einen "veganen Januar" im Betrieb genutzt werden. Sollte der Arbeitgeber dem Vorhaben widersprechen, ist die Einigungsstelle zu kontaktieren, um eine Lösung zu finden.

Grenzen bei der Mitbestimmung

Obwohl Sie bei vielen Themen aktives Teilhaberecht besitzen, gibt es dennoch Grenzen:

  • Eine Einführung des Veggie-Days kann nur initiiert werden, sofern eine Betriebskantine existiert.
  • Die Geschäftsleitung darf bei erheblichen betriebswirtschaftlichen Bedenken ein Veto einlegen.
  • Bei finanziellen Entscheidungen besteht in der Regel nur ein Informationsrecht. Darunter fällt z.B. das Budget für die Kantine oder die Auswahl spezieller Zulieferer
  • Ein pflanzlicher Speiseplan kann Auswirkungen auf die Kantinenpreise haben. Vegane Gerichte sind möglicherweise teurer in der Beschaffung und Zubereitung. In solchen Fällen, darf nicht verlangt werden, dass der Arbeitgeber sich stärker an den Kosten beteiligt.
  • Die Teilnahme darf nicht verpflichtend sein. Mitarbeiter, bei denen das Kantinenangebot unerwünscht ist, kann man zu keiner Beteiligung an den Kosten zwingen.

Vorteile eines Veggie-Days

Die vegetarische oder vegane Ernährung ist nicht nur ein Trend, und sie bietet viel mehr als „bloß“ die fleischlose Küche. Ein solcher Tag ist ein Schritt in Richtung umweltfreundliches und gesundheitsbewusstes Betriebsklima.

Umweltschutz: Pflanzenbasierte Ernährung reduziert den CO₂-Fußabdruck und Wasserbedarf. Ein Veggie-Day pro Woche kann die Bilanz des Unternehmens signifikant reduzieren und das Unternehmen nachhaltiger machen.

Gesundheit: Vegetarische und vegane Speisen können zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen und das Risiko für bestimmte Krankheiten senken.

Positive Auswirkungen auf Mitarbeiterleistung: Studien zeigen, dass eine gesunde Ernährung, durch den Fleischlosen Tag gefördert wird. Die Leistungsfähigkeit und Konzentration der Mitarbeiter kann sich dadurch verbessern.

Teamzusammenhalt: Gemeinsame Aktionen wie der Veggie-Day stärken das Gemeinschaftsgefühl.

Nachteile eines Veggie-Days

Oft gibt es Bedenken seitens der Mitarbeiter oder der Geschäftsleitung, diese könnten folgende Punkte beinhalten.

Geschmack:

  • Viele sind an den Geschmack von Fleischgerichten gewöhnt.
  • Die Umstellung kann man als weniger schmackhaft empfinden.
  • Die Qualität und Vielfalt vegetarischer Gerichte kann variieren, wenn diese nicht gut zubereitet oder präsentiert werden.
  • Das Gefühl, dass vegetarische Gerichte weniger abwechslungsreich sind.

Eingeschränkte Essensauswahl: Einige Mitarbeiter könnten die reduzierte Auswahl an Fleischgerichten als Einschränkung empfinden.

Mitarbeiterwiderstand: Nicht die gesamte Belegschaft unterstützt vegetarische oder vegane Ernährungskonzepte, was zu Unzufriedenheit führen kann.

Nährstoffbedenken: Es besteht die Sorge, dass vegetarische Gerichte nicht alle notwendigen Nährstoffe bieten, was gesundheitliche Bedenken hervorruft.

Kosten: Vegetarische und vegane Gerichte können in der Herstellung teurer sein, was die Betriebskosten erhöht.

Herausforderungen: Die Umstellung erfordert Anpassungen in der Küche und bei den Zulieferern.

Kulturelle und persönliche Präferenzen: Mitarbeiter mit verschiedenen kulturellen Hintergründen und unterschiedlichen persönlichen Vorlieben könnten sich ausgeschlossen fühlen.

Sie können diesen negativen Faktoren leicht entgegenwirken, indem Sie eine strukturierte Umsetzung durchführen.

Wie Sie einen Veggie-Day umsetzen können

Bei der Umsetzung spielen Sie als Betriebsrat eine Schlüsselrolle. Unternehmen bietet die Einführung eines solchen Tages die Chance, die Zufriedenheit der Belegschaft zu steigern und tragen gleichzeitig positiv zu der Gesellschaft bei. Doch was ist der beste Weg, sein Ziel zu erreichen?

Besprechung im Gremium: Zunächst können Sie das Thema auf die Tagesordnung der Betriebsratssitzungen setzen und eine Diskussion darüber anstoßen.

Kommunikation und Information: Eine offene Kommunikation über die Vorteile und Ziele des Veggie-Days kann zur Akzeptanz und einer erfolgreichen Umsetzung beitragen.

Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber: Um die Förderung veganer Ernährung im Unternehmen voranzutreiben, ist eine Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber die erfolgversprechendste Strategie.

Betriebsräte können auf die Mitarbeitergesundheit und Vorteile für das Unternehmensimage hinweisen, um gemeinsame Lösungen zu finden.

Beispiele dafür sind der "Veganuary"-Trend oder vegane Mahlzeiten, die unterstützen und nachhaltige Strategien im Betrieb fördern.

Kosteneffizienz: Vegetarische Gerichte können teurer sein, jedoch langfristig gesundheitliche Vorteile bieten und Krankheitstage reduzieren. Verhandlungen über subventionierte Preise für vegetarische Gerichte oder lokalen Lieferanten können die Akzeptanz erhöhen.

Gesundheitliche Vorteile: Die gesundheitlichen Vorteile von vegetarischen Optionen sollten kommuniziert werden, um skeptische Meinungen zu ändern.

Hierbei sollten Sie darauf achten, dass die veganen Gerichte ausgewogen und nährstoffreich sind.

Flexibilität: Auf die Bedürfnisse von Allergikern oder Menschen mit speziellen Ernährungsanforderungen müssen Sie eingehen. Außerdem ist wichtig, variabel im Angebot zu sein, da nicht jeder Mitarbeiter täglich in der Kantine isst.

Dialog mit den Mitarbeitern: Es ist wesentlich, einen ausgewogenen Speiseplan zu gewährleisten, der sowohl vegetarische / vegane als auch traditionelle Gerichte umfasst. Um Ihre Kollegen an das Thema heranzuführen, belegen Sie den Geschmack am besten mit Probetagen oder Verkostungen.

Berücksichtigung der Mitarbeiterpräferenzen: Sie können Mitarbeiterbefragungen sowie Informationskampagnen erstellen und diese in der nächsten Betriebsratssitzung präsentieren.

Kompromisse schließen und festhalten: Sie können eine Betriebsvereinbarung zur Einführung vegetarischer oder veganer Tage vorschlagen.

Regelungen, wie die Anzahl der Tage, die Auswahl der Gerichte und die Kommunikation mit den Beschäftigten sind möglich.

Aktion: Als Betriebsrat soll man kontinuierlich bei der Umsetzung mitwirken. Achte darauf, dass die veganen Gerichte tatsächlich angeboten werden. Für Beschäftigte sollte es die Möglichkeit geben, ihre Meinung und Wünsche zu äußern. Wichtig ist, dass die Idee nicht zu einer einseitigen Belastung führen.

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