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Wie können Betriebsräte die Nachhaltigkeit im Unternehmen fördern?

6 Minuten Lesezeit

In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Nachhaltigkeitsziele und wie ein Unternehmen sie erreichen können. Welche Rolle spielen Betriebsräte bei der Sicherung der Nachhaltigkeit im Unternehmen? Und wie können sie Mitarbeiter zur Mitwirkung motivieren?

Glaskugel vor grünem Baum - wie kann Nachhaltigkeit im Unternehmen umgesetzt werden

Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generationen zu befriedigen, ohne die Möglichkeiten künftiger Menschen einzuschränken. Der Grundgedanke ist: Wir dürfen nicht heute auf Kosten von morgen leben! Wir sollen nicht mehr verbrauchen, als künftig wieder bereitgestellt werden kann.

Dieses Konzept enthält viele globale Probleme wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und ökologische Bedrohungen. Nicht nur Privatpersonen, sondern vor allem Unternehmen sollten neben wirtschaftlichem Erfolg auch die ökologische und soziale Verantwortung berücksichtigen. EU-Rat und EU-Parlament haben sich auf die Corporate Sustainability Reporting Direktive (CSRD) geeinigt. Diese verpflichtet bestimmte Unternehmen künftig, Nachhaltigkeitsberichte zu erstatten. Betroffen davon sind für die Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2024: Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeiter*innen, für Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2025: alle anderen bilanzrechtlich großen Unternehmen, für Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2026: kapitalmarktorientierte KMU, sofern sie nicht von der Möglichkeit des Aufschubs bis 2028 Gebrauch machen.

Nachhaltigkeit im Grundgesetz

Das Prinzip der Nachhaltigkeit findet sich seit 1994 im Grundgesetz. Art. 20a fungiert als verfassungsrechtliche Schutzvorschrift für natürliche Ressourcen. Der Staat schützt die Umwelt und Tiere in Verantwortung für zukünftige Generationen durch Gesetze und deren vollziehende Gewalt, sowie Rechtsprechung.

Der Betriebsrat als Kompass für Nachhaltigkeit von Unternehmen

Die Idee der Nachhaltigkeit strebt nach einer Harmonie zwischen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Zielen. Sie soll Unternehmen in eine verantwortlichere und ausgewogenere Geschäftsführung verpflichten. Diese Ziele sind in ESG-Konzepten zu Umwelt (Environmental) – Soziales (Social) und Unternehmensmanagement (Governance) festgeschrieben. Solche ESG-Konzepte erfreuen sich zunehmender Beliebtheit in Unternehmen, aber auch in Finanzprodukten.

Wie können Konzepte in Unternehmen aussehen?

Ökologisch:
Betrieblicher Umweltschutz und die rationale Nutzung natürlicher Ressourcen sollten zu einem integralen Bestandteil der Unternehmensaktivitäten werden. Gemäß § 80 Abs. 1 Nr. 9 BetrVG ist es eine Aufgabe des Betriebsrats, die Maßnahmen des betrieblichen Umweltschutzes zu fördern. Ein Beispiel ist die Nutzung von weniger Papier im Büro, die Förderung der Digitalisierung, wobei hier die Grenzen gemäß § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG (Überwachung durch technische Einrichtungen) zu beachten sind. Auch die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel wird behandelt. Dies umfasst zum Beispiel E-Bike-Leasing oder Jobtickets. Die Festlegung der Verteilungsgrundsätze sind in diesem Zusammenhang gemäß § 87 Absatz 1 Nummer 10 des Betriebsverfassungsgesetzes mitbestimmungspflichtig.

Sozial:
Unternehmen sollten sich um ihre Mitarbeiter kümmern, ihre Sicherheit gewährleisten, soziale Gerechtigkeit und Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung fördern. Ein Kernpunkt können Maßnahmen und Richtlinien zum Homeoffice gemäß § 87 Abs. 1 Nr. 14 BetrVG sein. Weitere Konzepte sind die Sicherstellung hoher Standards bei Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (§ 87 Abs. 1 Nr. 7 BetrVG) und die Entgelttransparenz (§ 87 Abs. 1 Nr. 10 BetrVG,). Außerdem zählen dazu Vereinbarkeitslösungen, gerade im Zusammenhang mit Familie, Pflege und Beruf durch flexible Arbeitszeitmodelle (§ 87 Abs. 1 Nr. 2, 3 BetrVG) und Sabbaticals (§ 87 Abs. 1 Nr. 2, 5 BetrVG).

Wirtschaftlich:
Unternehmen streben danach, rentabel zu sein. Gleichzeitig müssen sie in Innovation und Wachstum investieren, um ihren langfristigen Wohlstand zu sichern. Sie tragen so zum Wohle der Gesellschaft als Ganzes bei. Dabei ist es wichtig, den Raubbau an natürlichen Ressourcen zu vermeiden.

Ein Element für die betriebliche Mitbestimmung, Nachhaltigkeit zu fördern, ermöglicht auch der Wirtschaftsausschuss. Dem Wirtschaftsausschuss wird gem. § 106 Abs. 3 Nr. 5a BetrVG ein Beratungsrecht im Bereich des betrieblichen Umweltschutzes eingeräumt.

Die Einbeziehung der Betriebsräte in Entscheidungsprozesse ist wichtig. Diese Prozesse müssen die Interessen aller sozialen Gruppen berücksichtigen. Zudem ist das Engagement der Mitarbeiter an diesem Prozess wichtig. Die Attraktivität von Unternehmen, die eine nachhaltige Strategie verfolgen ist besonders hoch. Im Rahmen der Mitarbeiterbindung und -rekrutierung ist das eine Pluspunkt, der genutzt werden kann.

Betriebsräte und Wirtschaftsausschüsse von Unternehmen spielen daher eine entscheidende Rolle dabei, um die Nachhaltigkeit im Unternehmen zu sichern. Sie fördern ein Gleichgewicht zwischen den Nachhaltigkeitszielen in Bereichen:

  • Entwicklung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie, die Rentabilität mit betrieblichem Umweltschutz und sozialer Verantwortung verbindet.
  • Maßnahmen, um Geld zu sparen und Ressourcen besser zu nutzen, damit die Firma auf lange Sicht stabil bleibt.
  • Engagement zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und sozialen Leistungen der Mitarbeiter. Dies fördert soziale Gerechtigkeit und das Wohlbefinden der Arbeitskräfte.
  • Gemeinsame Entwicklung von Programmen zur beruflichen Schulung der Mitarbeiter. Dies dient dazu, die Qualifikationen und Nachhaltigkeit der Arbeitskräfte zu verbessern.

Proaktive Nachhaltigkeit: Kriterien zur Bewertung der Nachhaltigkeit in Unternehmen

Der Grad der Integration der Prinzipien der Nachhaltigkeit in ein Unternehmen kann anhand einer Reihe von Kriterien bewertet werden:

  • Das Unternehmen verfügt über eine klare und dokumentierte Strategie für Nachhaltigkeit.
  • Die Mitarbeiter des Unternehmens und andere interessierte Parteien kennen diese Nachhaltigkeitsstrategien.
  • Die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens enthält klare und konkrete Ziele.
  • Es wird regelmäßig überwacht, wie sich die unternehmerischen Aktivitäten auf die Umwelt und das soziale Umfeld auswirken.
  • Es werden systematische Programme zur Verbesserung der Umwelt- und Sozialleistungen des Unternehmens entwickelt und umgesetzt.
  • Es bestehen Partnerschaften mit Lieferanten, Umwelt-Initiativen und anderen interessierten Parteien im Rahmen der Nachhaltigkeit.
  • Es findet eine direkte Überwachung verschiedener Aspekte der Nachhaltigkeit statt, um die Effizienz der Lieferantenarbeit zu steigern.
  • Es gibt eine spezielle Abteilung, die für die Nachhaltigkeit des Unternehmens verantwortlich ist.
  • Die Werbung für Produkte und Dienstzeitungen des Unternehmens fördert aktiv das Thema Nachhaltigkeit.
  • Periodische Berichte über Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit werden erstellt.
  • Mitarbeiter, Kunden und Partner betrachten das Unternehmen als eines, das nachhaltig handelt.

Wie motivieren Betriebsräte Mitarbeiter für Nachhaltigkeit im Unternehmen?

Der Betriebsrat kann eine treibende Rolle bei der Motivation der Mitarbeiter für Nachhaltigkeit im Unternehmen spielen. Hier sind einige Ansätze:

  • Führen Sie regelmäßige Diskussionen über die Prinzipien der Nachhaltigkeit durch. Erklären Sie, wie diese Prinzipien den Mitarbeitern zugutekommen. Verdeutlichen Sie ebenfalls den Nutzen für das Unternehmen. Nutzen Sie hierbei die Möglichkeiten der Betriebsversammlung.
  • Betonen Sie die Rolle von Betriebsräten bei der nachhaltigen Entwicklung durch soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz. Machen Sie von Ihren Rechten nach § 89 BetrVG Gebrauch.
  • Ermöglichen Sie den Mitarbeitern eine aktive Beteiligung an Abstimmungsprozessen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit
  • Implementieren Sie gemeinsam mit dem Arbeitgeber Anreizsysteme, die die Mitarbeiter für ihren nachhaltigen Beitrag belohnen. Hier können Sie gem. § 87 Abs. 1 Nr. 10 initiativ werden.
  • Unterstützen Sie Maßnahmen, die nachhaltige Arbeitspraktiken fördern, wie die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Minimierung von Abfall.
  • Sammeln Sie regelmäßig Feedback von den Mitarbeitern und berichten Sie ihnen über den Fortschritt bei der Einhaltung von Umweltzielen. Erklären Sie ihnen, wo Schwierigkeiten auftreten.
  • Gemeinsames Ziel der Betriebsparteien sollte sein, die Prinzipien der Nachhaltigkeit zu einem integralen Bestandteil der Unternehmenskultur zu machen, um langfristige Veränderungen sicherzustellen.

Ein aktiver Betriebsrat und motivierte Kollegen können gemeinsam mit dem Arbeitgeber die Nachhaltigkeit fördern und erreichen einen langfristigen Nutzen für die Belegschaft und das Unternehmen.

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