Erstellt am 06.09.2014 um 07:55 Uhr von Hartmut
Schwierig. Der Offshore-Anteil betrifft ja, wenn ich dich richtig versanden habe, euer Partnerunternehmen, nicht euch selbst. Da sehe ich zunächst mal keinen Ansatzpunkt für den BR. Und dass Offshoring ein betriebswirtschaftlicher Anfängerfehler ist, den noch in den 90-er Jahren viele Firmen machten, aber heutzutage kaum noch jemand, hilft euch wenig. Euer CIO ist einfach ein Trottel.
Das Einzige, was ich sehe, ist ihr offenbar -indirekt- doch betroffen seid, indem ihr englischprachige Spezifikationen lesen und beurteilen (auch abfassen?) müsst. Ich denke mal, das liegt daran, dass euer Indisch zu wünschen übrig lässt, richtig? :)
Dadurch liegt m.E. eine nicht unerhebliche Änderung eurer Arbeitsbedingungen vor. (1. Fremdsprache, 2. Arbeitsverdichtung.) Ich würde dazu plädieren, dass wir es mit einer Betriebsänderung zu tun haben. Da seid ihr im Boot. Die Chancen stehen m.E. gut, den Arbeitgeber aufzufordern, Abhilfe zu schaffen, mit Frist sagen wir 3 Monate. Sonst Arbeitsgericht.
Das wäre mein spontaner Ansatz bzw. Rat. Es gibt sicher auch andere.
Erstellt am 06.09.2014 um 09:15 Uhr von gironimo
Ich sehe die Mitbestimmung nicht eingeschränkt.
Im übrigen siehe auch die Mitbestimmung des BR im § 97 Abs. 2 BetrVG:
Hat der Arbeitgeber Maßnahmen geplant oder durchgeführt, die dazu führen, dass sich die Tätigkeit der betroffenen Arbeitnehmer ändert und ihre beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Erfüllen ihrer Aufgaben nicht mehr ausreichen, so hat der Betriebsrat bei der Einführung von Maßnahmen der betrieblichen Berufsbildung mitzubestimmen. Kommt eine Einigung nicht zustande, so entscheidet die Einigungsstelle. Der Spruch der Einigungsstelle ersetzt die Einigung zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat.
(Hier: Sprachunterricht)
Und wenn es länger dauert .... nur nicht unter Druck setzten lassen. Mehrarbeit nicht ohne weiteres Zustimmen.
Erstellt am 06.09.2014 um 12:33 Uhr von Hoppel
@ Ursulamuc
Mal meine Gedanken dazu ...
Ihr habt auch schon vor dem Providerwechsel erforderliche Programmierarbeiten außer Haus gegeben. Es liegt also keine grundlegende Änderung der Betriebsorganisation vor. Auch gibt es keine grundlegende Änderung der Arbeitsmethoden.
Eine Betriebsänderung i.S.d. § 111 BetrVG liegt, wie von Hartmut postuliert, aus meiner Sicht nicht vor. Schon gar nicht kann eine Betriebsänderung mit dem Argument "Arbeitsverdichtung" begründet werden.
Ihr musstet auch im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem vorherigen Provider das Produkt endabnehmen. Da war die Kommunikation einfacher, weil in Muttersprache und keine Reibungsverluste durch ggf. fehlerhafte Übersetzungen.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, sind die Arbeitsergebnisse mehr als früher fehlerbehaftet, was Du damit erklärst, dass die indischen Programmierer die Änderungsanforderungen nicht gleich verstehen. Übersetzt der neue Provider die Änderungsanforderungen in´s Englische, weil 30% Offshore Anteil in Indien??
Wurde denn schonmal Ursachenforschung betrieben, wo das Übel seinen Anfang nimmt und/oder welche Knackpunkte ausgeräumt werden können?
Mögliche Ursachen:
A) Der neue Generalunternehmer ist durch Euren AG mangelhaft informiert.
B) Der neue Generalunternehmer versteht Eure Produkte nicht, hat die Änderungsanforderungen nicht verstanden und kann die Offshore Programmierer nicht anforderungsgerecht instruieren.
C) Die Änderungsanforderungen werden mangelhaft in´s Englische übersetzt. Entsprechend mangelhaft ist das Ergebnis.
Was ich nicht glauben mag ist, dass indische Programmierer ihr Handwerk nicht verstehen. Nicht grundlos ist Indien eines der favorisierten Länder, in das solche Arbeiten outgesourct werden.
Mir scheint, dass in erster Linie ein echtes Kommunikationsproblem vorliegt, was aber abgestellt werden könnte. Ich habe eine, für Euch vielleicht interessante Seite entdeckt:
http://www.yuhiro.de/erfahrung-indische-programmierer/
Vielleicht findet ihr da ein paar Punkte, an denen ihr als BR ansetzen könnt!
Euer AG wird den Provider höchstwahrscheinlich aus Kostengründen gewechselt haben, weil der mit supergünstigen Konditionen gelockt hat.
Als BR würde ich zu allererst den Wirtschaftsausschuss auf das Thema ansetzen, falls es einen solchen gibt.
Im IT Bereich werden Entwicklungskosten doch grundsätzlich in Manpower umgerechnet. Durch die offensichtlich massiven Reibungsverluste, steigen doch Eure Manntage/-stunden. Wird für Euren AG teuer ...
Wenn er das bei Auftragsvergabe bereits einkalkuliert hat und unterm Strich trotzdem mehr Euronen im Geldbeutel hängen bleiben, kann auch das nicht Euer Problem sein. Dann müssen eben weitere AN eingestellt werden.
Habt Ihr als BR überhaupt schonmal mit Eurem AG gesprochen? Falls ja, was sagt Euer AG zu den jetzigen Reibungsverlusten?