Zeiterfassung mit Fingerabdruck! ist es rechtens, wenn ich es nicht will?

@jaddyth
Betriebsrat vorhanden?

Wenn nicht: Dann wird es schwierig, sehr schwierig und es kommt maßgeblich auf Deinen Willen an, Dich durchzusetzen!

Nein! Es gibt keinen Betriebsrat und noch viel schlimmer, es ist nur eine kleine Firma!
Doch der Chef ist Gnadenlos!
Ich will dagegen kämpfen und zwar so, dass er mich nicht zwingen kann, aber auch nicht entlassen kann.

Viele Grüße

@jaddyth
Dann solltest Du Dir in irgendeiner Form Rückendeckung besorgen, Verbündete. Gewerkschaft oder Rechtsschutzversicherung sei schon mal empfohlen; wenngleich das bei einer kleinen Firma auch nicht immer zum gewünschten Erfolg führt.

Ansonsten gilt auch im Arbeitsrecht regelmäßig: Wer die Musik bestellt kann mitunter ganz alleine bestimmen, was gespielt wird!

Warum ist immer wieder Rechtschutz und Anwalt notwendig?

Es ist doch sehr entwürdigend, was hier passiert und alle schweigen, weil sie Angst um ihren Arbeitsplatz habe!
Gibt es kein Gesetz was uns in diesem Fall schützt?
Auch in einem kleinem Unternehmen müssen Arbeitnehmer beschütz werden.
Rechtschutz- Versicherung! die hat nicht jeder, es ist sicher falsch.
Wenn ich jedoch erst jetzt eine Versicherung abschließe, greift diese nach einem 1/2 Jahr ein.
Was aber bis dahin, muss ich jetzt tun was mein Chef verlangt?
Wenn ich dagegen bin und allein kämpfe, dann ist es nur ein Einzelfall und der Rest der Belegschaft muss sich beugen, vielleicht über eine erzwungene Abstimmung damit einverstanden sein.

Der Arbeitgeber stellt nicht gern Arbeitnehmer ein, die aufmucken und gleich mit Anwalt, oder Gewerkschaft drohen.
Also auch in diesem Fall könnte er sagen er entledigt sich des Mitarbeiters. Oder?
Gibt es ein Schnellverfahren für nicht versicherte Arbeitnemhme?
Viele Grüße (:-)

Schau Dir mal den § 4 BDSG an:

"(1) Die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten sind nur zulässig, soweit dieses Gesetz oder eine andere Rechtsvorschrift dies erlaubt oder anordnet oder der Betroffene eingewilligt hat."

Wenn der Arbeitgeber keine Rechtsvorschrift nennen kann, die ihm den Fingerabdruckabgleich erlaubt, ist er auf Deine Zustimmung angewiesen.

Zum Thema "freiwillige Zustimmung" siehe § 4a BDSG:

"(1) Die Einwilligung ist nur wirksam, wenn sie auf der freien Entscheidung des Betroffenen beruht. Er ist auf den vorgesehenen Zweck der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung sowie, soweit nach den Umständen des Einzelfalles erforderlich oder auf Verlangen, auf die Folgen der Verweigerung der Einwilligung hinzuweisen. Die Einwilligung bedarf der Schriftform, soweit nicht wegen besonderer Umstände eine andere Form angemessen ist. Soll die Einwilligung zusammen mit anderen Erklärungen schriftlich erteilt werden, ist sie besonders hervorzuheben."

Wenn Du Angst hast, Deine Zustimmung zu geben, weil Du Ärger befürchtest, wirf einen Blick in den § 612a BGB "Maßregelungsverbot":

"Der Arbeitgeber darf einen Arbeitnehmer bei einer Vereinbarung oder einer Maßnahme nicht benachteiligen, weil der Arbeitnehmer in zulässiger Weise seine Rechte ausübt."

@Jaddyth

> Gibt es kein Gesetz was uns in diesem Fall schützt?

Doch, natürlich gibt es Gesetze... Aber wie soll Dir das helfen? Recht haben und Recht bekommen sind zwei paar Stiefel. Wenn sich eine Person über geltendes Recht hinweg setzt, muss irgendwer dagegen rechtlich vorgehen (= vor Gericht gehen) um den Rechtsverstoß ahnden zu lassen.

> Auch in einem kleinem Unternehmen müssen die Arbeitnehmer vor einem Chef beschütz werden.

Richtig! Und dafür gibt es ein klares Gesetz, welches dem Arbeitgeber einen Partner entgegenstellt, der für die AN deren Rechte durchsetzt (zumindest in gewissen Bereichen wie dem den Du da ansprichst): Das BetrVG. Das Dumme ist nur, dass selbst hier die AN erstmal selbst die Initiative ergreifen müssen und diesen Partner, den Betriebsrat, ins Leben rufen müssen. Nur in Betrieben mit 5 oder weniger AN gibt es diesen Partner nicht. Ohne einen BR ist jeder AN seines eigenen Glückes Schmied.....

> Also auch in diesem Fall könnte er sagen er entledigt sich des Mitarbeiters. Oder?

Eigentlich nicht... Sofern ihr wenigstens 11 AN seid, gilt das KSchG und somit kann sich der AG nur dann eines AN entledigen, wenn er eine "soziale Rechtfertigung" hat. Einfach mal so - Schnipp und Weg - geht dann nicht mehr. Aber erneut: Die unzulässige Kündigung bekommt man nur auf einem Wege weg: Indem man vor Gericht geht - und die Sache bis zum Ende durchsteht, anstatt sich mit einer Abfindung freizukaufen.


Am Ende kommt es immer auf das selbe raus: Wenn sich einer nicht wehrt, wird der andere tun und lassen was er will. Das ist im Arbeitsleben nicht anders als im restlichen Leben.

Hallo,
wenn ich das richtig gelesen habe dient das Gerät der Zeiterfassung. Es ist doch das legitime Recht des AG die Anwesentheit des AN in seinem Betrieb zu dokumentieren. Wie soll er denn sonst bei AN mit Stundenlohn das Entgeld berechnen?? Daß das Gerät mittels Fingerabdruck arbeitet hat für den AG den Vorteil dass der Kollege für mich stempelt. Es ist die moderne Form der Zeiterfassung und zulässig. Dass dein AG persöhnliche Daten ins Internet stellt halte ich persöhnlich für etwas abenteuerlich und abwegig.
Hast Du eine EC Karte, Monatskarte für die Bahn, ADAC Mitgliedskarte, Krankenkassenkarte, bist Du in Facebook und und und. Überall werden Daten erfasst oder willst Du auch dagegen angehen??

@mainpower

Deine Argumentation erinnert mich ein wenig an die Befürworter der Videoüberwachung des öffentlichen Raums:

"Wer nichts zu verbergen hat, den kann das doch nicht stören."

Kein Betriebsrat und Du willst kämpfen. Dann solltest Du - wenn Du mitstreiter findest - eine BR-Wahl durchsetzen. Dann kannst Du/ihr bei der Art der Zeiterfassung mitbestimmen.
Ihr werdet doch mehr als 5 Arbeitnehmer sein?

Also weiter kämpfen!

Wir sind eine Belegschaft von nur fünf festangestellten AN. Der Chef verlangt sehr oft 6 Tage Woche und täglich werden 10 Stunden und mehr abverlangt. Jene MA die aufmucken, werden mit Urlaubsverweigerung zum gewünschten Zeitpunkt bestraft, ohne wirklich triftige Gründe. Oder als faul abgestuft. Wenn viel Arbeit ansteht und das ist sehr oft, stellt er selbständige AN ein, damit er keine Versicherung und Abgaben für diese Mitarbeiter zahlen muss. Da die Belegschaft über die vielen Überstunden sich beschwert, will er eine Zeiterfassung mit Fingerabdruck einführen. Das vertrauensvolle miteinander ist hier längst gebrochen. Ich habe kein Problem mit der Zeiterfassung, nein, es ist gut! Doch nicht mit meinem Fingerabdruck, nur weil mein Chef davon besessen ist, kein Vertrauen zu haben. Hier geht es längst nicht nur um Zeiterfassung, hier geht es um mehr. Auch ein Chef hat eine Fürsorgepflicht für seine Mitarbeiter nicht nur mit einem kleinem Betriebsausflug oder einem kleinem Weihnachtsessen.

Ja sicher überall werden Daten erfasst, doch auch nur deswegen, weil es keinen wirklichen Schutz gibt, welche Daten dürfen erfasst werden. Mein Fingerabdruck? oder kann bald mein Chef mir sogar einen Chip einpflanzen lassen, damit er mich besser kontrollieren kann? Mit Kamera werden schon Überwachungen erlaubt.
Hat man darüber nachgedacht, das alles macht krank!
Wie weit soll das alles noch gehen?

Danke an alle die mir hier helfen wollen!
Es hat mir Mut gemacht hier am Ball zu bleiben.
Danke für die vielen Antworten und Meinungen.

Viele Herzliche Grüße

Jadi (:-)

> Hier geht es längst nicht nur um Zeiterfassung, hier geht es um mehr.
Sory, aber kann es sein, dass Du ein persönliches Problem hast? Wieso werden bei deinem Fingerabdruck Daten ins Internet gestellt? Schau mal, was Du in deiner Freizeit tust, das ist vielleiczht viel gefährlicher ...

Hallo Tanzbär,

ich habe sicher kein persönliches Problem mit meinem Fingerabdruck, denn ich gebe es meinem Chef nicht ab. Das will ich nicht, ich lass es darauf ankommen, was er dann machen will. Nicht jeder darf ohne meine Zustimmung, alles mit mir machen. Auch meine persönlichen Daten im Internet müssen gelöscht werden, denn ich habe keine Vereinbarung mit meinem Chef unterschrieben. Ohne schriftlichen Zustimmung der betroffenen Person, kann der Chef persönliche Daten an Dritte nicht weiter geben und auch nicht veröffentlichen.
Umso mehr Personen meine persönlichen Daten haben, umso mehr bin ich angreifbar.

Wer so naiv ist und glaubt Datenschutz ist unantastbar und daher ist alles im Internet gut, der muss es so machen.
Meine Freizeit ist nicht Facebook oder Partnersuche Seiten. Meine Freizeit ist auch nicht das Internet.
Die unsachlichen Kommentare von dir sind niemand nützlich!!!

Alles Klar?