Hallo zusammen,

ich bräuchte mal eure Hilfestellung bzw. euren Rat.

Ich bin in der Abteilung „Debitorenmanagement“ (mit ca. 50 Kollegen/innen) in einer Teilgesellschaft für ein großes Unternehmen tätig.
Zudem bin ich als Ersatzmitglied im Betriebsrat tätig.

Im Rahmen meiner Tätigkeit als BR-Ersatzmitglied habe ich erfahren, dass meine Abteilung aufgrund permanenter Arbeitsüberlastung umstrukturiert werden soll. Die Umstrukturierung hat zur Folge, dass das Tätigkeitsfeld der Kollegen/innen reduziert wird.

Es werden also 2 Teams geschaffen. Team „A“ führt einfachere Aufgaben aus und Team „B“ komplexere Aufgaben.
Es wird sich dadurch erhofft, effizienter zu werden.

Die Aufteilung der Mitarbeiter/innen (wer in welches Team kommt) wurde von den Führungskräften vorgenommen.

Eine ähnliche Aufteilung hatten wir schon mal vor ca. 10 Jahren. Damals war die Zufriedenheit der Kollegen/innen niedrig, da das Aufgabengebiet zu monoton war. Daher wurde damals gemeinschaftlich entschieden, dass jeder in der Abteilung „alles“ betreut. Daraufhin stieg die Zufriedenheit der Mitarbeiter/innen. Nun wird also aber trotzdem wieder alles zurück gedreht.

Die BR-Vorsitzende hat die Beschlussvorlage für die Restrukturierung als TOP auf die Agenda gesetzt. Da ich an diesem Tag zufällig als Ersatzmitglied an der Sitzung teilgenommen habe, habe ich als „Kenner“ der Abteilung meine Sichtweise vorgetragen. Meine „Hauptforderung“ bestand darin, die betroffenen Kollegen/innen zumindest vorab über die geplante Restrukturierung zu informieren und ggf. direkt von den Betroffenen sich Vorschläge anzuhören, wie die Situation hinsichtlich der Arbeitsüberlastung verbessert werden könnte.

Daraufhin wurde der Antrag knapp mehrheitlich abgelehnt. Die BR-Vorsitzende war darüber „not amused“.

Die BR-Vorsitzende vertritt die Auffassung, dass wir hier nicht bei „wünsch dir was“ sind und sie sieht keine Veranlassung, die Kollegen/innen vorab anzuhören. Wenigstens konnte ich aber erreichen, dass die betroffenen Mitarbeiter/innen von den Führungskräften vorab informiert wurden, dass die Restrukturierung erfolgen wird und in welches Team die betroffene Person kommt.

Nach der Information haben sich ein Großteil der Kollegen/innen an mich gewandt und waren teilweise hochgradig enttäuscht und sehr emotional aufgeladen.
Ich habe daraufhin mitgeteilt, dass ich dies als Rückkoppelung in die nächste BR-Sitzung mitnehmen werde.

In der nächsten BR-Sitzung habe ich dies entsprechend wiedergegeben. Die BR-Vorsitzende war wieder „stinkig“ und hat erneut darauf gedrängt, dem Antrag stattzugeben. Wieder wurde der Antrag aber abgelehnt. Es wurde vereinbart, dass Teile des Gremiums mit der GF sprechen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

In der nächsten BR-Sitzung wurde sodann der Antrag angenommen (bis auf meine Gegenstimme).

Auf meine Ausführungen, dass der Großteil der Abteilung durch die Umstrukturierung unzufrieden wird, wurde nicht eingegangen.

Die BR-Vorsitzende vertritt die Auffassung, man müsse nun sofort etwas in der Abteilung tun und es ist keine Zeit mehr, einen Workshop oder Ähnliches (wie wir es vor 10 Jahren hatten) durchzuführen.

Die Information der betroffenen Mitarbeiter erfolgte sodann umgehend durch die Führungskräfte.
Wie erwartet, waren die Mitarbeiter/innen enttäuscht und teilweise auch sehr verärgert.

Ein paar Tage später wurde ich zu einer „arbeitsrechtlichen Anhörung“ eingeladen.
Wie mir in diesem Termin mitgeteilt wurde, stand der Vorwurf im Raum, ich hätte interne / vertrauliche Informationen aus den BR-Meetings hinsichtlich der geplanten Restrukturierung weitergegeben. Der Vorwurf konnte jedoch zum Glück entkräftigt werden.

Die BR-Vorsitzende hat mir bei einem Gespräch im Nachgang klar kommuniziert, dass sie den Stein ins Rollen gebracht habe, weil sie den Eindruck hatte, dass Informationen aus dem BR-Meeting nach außen gelangt sind und der Verdacht somit auf mich gefallen ist, weil ich ja so vehement gegen die geplante Umstrukturierung war und ich ja auch betroffen sei. Die BR-Vorsitzende hat mich also bei HR "angeschwärzt".

Ich gehe davon aus, dass ich bei der Anhörung im Rahmen einer Verdachtskündigung außerordentlich gekündigt hätte werden sollen. Darauf habe ich aber in dem Gespräch keine Antwort erhalten. Die ganze Situation belastet mich sehr und ich weiß nicht, wie ich mich nun weiter verhalten soll.

Ergänzend gebe ich noch die Info, dass die BR-Vorsitzende aufgrund ihrer Tätigkeit der Geschäftsführung sehr nahe steht und diese auch ein sehr gutes Verhältnis pflegen.
Im Allgemeinen kommen vom BR-Gremium übrigens auch immer wieder Hinweise, dass Beschlüsse „geheim“ sind.

Die BR-Vorsitzende ist aufgrund ihrer hervorragenden Art, sich gut zu verkaufen, bei der Belegschaft sehr beliebt und hat bei der BR-Wahl auch mit Abstand die meisten Stimmen erhalten. Umso mehr zerfrisst es mich innerlich, wenn ich sehe, wie diese Person ihre „Macht“ missbraucht und die Kollegen/innen hintergeht. Als weiteres Beispiel möchte ich dazu anführen, dass vor einigen Jahren ein erheblicher Teil der Belegschaft zu einem anderen Standort verlagert werden hätte sollen, welcher ca. 200 Kilometer entfernt ist. Es gab bereits eine Liste mit Namen und Abfindungssummen. Aus unterschiedlichen Gründen kam es dann aber doch nicht zu der teilweisen Standortverlagerung. Bis heute weiß die Belegschaft von diesem Plan nichts. Selbst auf eine Nachfrage zum damaligen Zeitpunkt aus der Belegschaft an die GF, ob eine Verlagerung von Mitarbeitern im Raum stehe, wurde dies von der GF verneint. Die BR-Vorsitzende stand nun daneben und hat dies nicht kommentiert, obwohl ihr das bekannt war.
Die BR-Vorsitzende vertritt dir Auffassung, dass (falls dies bekannt geworden wäre oder noch wird) viele wichtige Kollegen/innen sich einen anderen Job gesucht hätten oder sich noch suchen würden. Und dann müssten wir den Betrieb ohnehin schließen, weil wir keine neuen Fachkräfte bekommen. Ich sehe dies allerdings anders, da jeder Mensch selbst entscheiden sollte, wie er mit dieser Information umgeht.

Es handelt sich hier also m. E. eher um einen „Geheimrat“ bzw. die Verlängerung des Arms der Geschäftsführung als um eine starke Arbeitnehmervertretung.

Ich wäre euch daher über eine Einschätzung der o. g. Situation sehr dankbar.
Für Ratschläge, ich IHR euch in meiner Situation verhalten würdet, wäre ich ebenfalls sehr dankbar.

Vielen lieben Dank im Voraus schon mal für Eure Rückinfo!

Steffi