Erstellt am 13.05.2020 um 10:35 Uhr von Pjöööng
Du sprichst eines der schwierigsten Themen an mit denen sich deutsche Betriebsräte im internationalen Konzern zu beschäftigen haben. Der Wettbewerb der Länder untereinander und die damit verbundene Erpressbarkeit der Arbeitnehmer und der Betriebsräte.
Grundsätzlich würde ich hier als Betriebsrat auch zuerst einmal darauf schauen dass neue Arbeitsplätze geschaffen werden, statt Überstunden zu schieben. Bei der Headcount-Fixiertheit in solchen Unternehmen kann es dann allerdings, wie beschrieben, dazu führen dass die neuen Arbeitsplätze sonstwo geschaffen werden, aber nicht in Deutschland. Ein "eir machen jede Überstunde die gefordert wird" kann dann aber auch nicht die Lösung sein. Es ist eine schwierige Gratwanderung.
Ich würde Euch das ständige konstruktive Gespräch mit den Betriebsratsmitgliedern empfehlen, damit Ihr Euch auch gegenseitig versteht. Ebenso sind die Betriebsversammlungen eine hervorragende Bühne für konstruktive Diskussionen.
Erstellt am 13.05.2020 um 11:32 Uhr von Kratzbürste
Ich denke, der Schritt ins Ausland hängt von anderen Überlegungen ab. An den Überstunden wird es kaum festgemacht werden.
Du solltest Bedenken, dass der BR über den Wirtschaftsausschuss die Situation im Blick hat und besser abwägen kann, als ein "normaler" AN.
Erstellt am 13.05.2020 um 12:57 Uhr von Pjöööng
Kratzbürste, es wird ja auch nicht "an den Überstunden festgemacht", sondern daran dass diese Arbeiten mangels Kapazitäten nicht in Deutschland erledigt werden (können). Wenn ich dann als internationales Unternehmen in anderen Ländern Kapazitäten frei habe (und der Stundensatz dort auch noch geringer ist), dann lasse ich die Arbeiten dort erledigen. Und wenn sich dann herausstellt dass "die Chinesen" diese Arbeiten vielleicht ebenso gut machen, aber billiger, dann kommt die Arbeit garantiert nicht zurück!
Und was soll hier der Wirtschaftsausschuss "im Blick haben"?
Erstellt am 13.05.2020 um 14:36 Uhr von tradi_89
@Pjöööng: Moment wir reden hier nicht von geforderten/angeordnete Ueberstunden. Wir reden von absoluter Freiwilligkeit. Es geht fuer jeden einzelnen dabei um Themen die er aus Interesse an der Sache und nicht aus Zwang macht.
Z.B. 3D Druck. Das fasziniert und wird einen selber fitter machen wenn man es tagtaeglich uebt und macht. Vom Design bis zum fertigen Druckerzeugnis. Das "Spielzeug" das einem der AG da hingestellt hat ist faszinierend und macht Spass sowas kann man zuhause nicht machen. Oder Serverfarmen verwalten und am Laufen halten. Das ist Spiel und Spass und man bekommt es bezahlt. Wir sind alle quasi Nerds denn man Ihr Spielzeug wegnimmt... Stueck fuer Stueck. Aber nicht durch den AG sondern durch den BR.
Erstellt am 13.05.2020 um 14:53 Uhr von Pjöööng
Sorry, ich hatte eher an die Gefahr des Arbeitsplatzverlustes und die damit einhergehenden Existenzängste gedacht. Da aber die Angst um das Spielzeug hier die treibende Kraft ist, kann ich den BR nun sehr gut verstehen. Ich würde hier auch nicht in den Konflikt geraten wollen, den Spielkindern Mehrarbeit zu genehmigen um dann in argumentative Nöte zu kommen wenn ich anderen, die unter der Arbeitslast ächzen, die Überstunden ersparen will.
Erstellt am 13.05.2020 um 15:26 Uhr von tradi_89
Ok nochmal... Alle hier arbeiten ohne angeordnete Überstunden. Niemand benötigt die Hilfe des BR um sich gegen angeordnete Mehrarbeit zu wehren.
Und dann gibt es das kleine Dutzend welche vor vielen Jahren Ihre Hobbies zum Beruf gemacht haben und es gerne tun. Ein Programmierer der "Seine" SW weiter warten will. Der 3D Freak der CAD seit Jahrzehnten macht und beide zusammen dafür sorgen das die Produktlinie x eben auch noch in D gehalten wird in dem sie anfallende Wartungsarbeiten neue Kundenanfragen etc. in den 2h extra h 2-3x die Woche abarbeiten. Der Rest der Kollegen freut sich das er Ansprechpartner in D hat und nicht mit China, Vietnam und Co reden muss. Daher wird in regelmäßigen Abständen für diese Kollegen nach Rücksprache Mehrarbeit beantragt, damit diese Ihre Extraarbeit auch entlohnt bekommen.
Denn die Zwei Managementlinien über diesen Mitarbeitern sehen sehr wohl den Bedarf in D. Nur darüber ist man nur noch eine Kopfzahl die es in Vietnam zum 1/3 es Preises gibt.
Wenn mehr Produktlinien nach Asien verschoben werden hat das langfristig Auswirkungen weil dann dort auch der Support und die Weiterentwicklungen wegen vorhandenem Knowhow dorthin gelegt werden. Und auch das sehen wir, weil Aufgaben nach Asien weggeben werden wenn Mitarbeiter wegen Rente oder Neuem Job gehen und dann plötzlich nur noch 2 Im Team X in D und 5 in Asiens sind... schwubs die Arbeitsaufgabe ist komplett entfallen .. Kündigungsgrund ... schön verpackt so das das Arbeitsgericht nix sagen kann.
Also ja es sind Existenzängste und es gibt nix was zwingend D als Arbeitsort fordert.
Anderes Beispiel. Ein Motorexperte der den Motor von Kunde A zerlegt hat, ein Problem sucht und dies ist seine Profession. Dem macht das Spaß, es kann kein anderer aus der Firma außer am Standort B in Polen wo schon die Getriebeabteilung konzentriert wurde, und er hat keine anderen Hobbies, keine Familie.
Sollte ein BR ihm die bezahlten Überstunden mit Zuschlägen verwehren, wo klar ist das an diesem Standort keine Mitarbeiter eingestellt werden sondern der Standort bei Unterschreitung einer Mindestauftragszahl, wie zwei weitere, dicht gemacht wird ?
Erstellt am 13.05.2020 um 16:11 Uhr von moreno
Der Betriebsrat ist der gewählte Vertreter der Arbeitnehmer. Wenn der etwas macht was ich nicht nachvollziehen kann wäre mein Weg in die Sprechstunde. Hier Tipps zu geben ist für Außenstehende sehr schwer! Und wenn Ihr einen schlechten Betriebsrat habt....2022 sind wieder Wahlen! Aufstellen lassen und besser machen!