Erstellt am 09.09.2014 um 19:00 Uhr von nicoline
*wie viel Zeit ihr dafür aufwendet.*
Ich bin freigestellt, also 8 Std.tgl.
*Angaben zur Betriebsgröße und Größe des Gremiums wären auch aufschlussreich.*
Wir sind zuständig für knapp über 2000 Mitarbeiter.
*Wie berücksichtigt/organisiert euer AG, dass ihr durch die BR Arbeit eure normale Arbeit nicht zu 100% erledigen könnt?*
Überhaupt nicht. Wir haben laufend Absagen wegen "dienstlicher Verhinderung" nicht freigestellter BRM. Ja, BR geht vor. Den so gut wie überall schlecht besetzten Abteilungen ist das nicht immer so vermittelbar, dass sie ihre KollegInnen ohne Murren gehen lassen. Und die BRM müssen dort wieder hin, um zu arbeiten und ihr tgl. Brot zu verdienen.
Erstellt am 09.09.2014 um 19:05 Uhr von wieso
ich dachte, dass es in großen Betrieben einfacher wäre aber wie dein Bericht zeigt scheint dem nicht (immer) so zu sein.
Zumindest bist du schon mal freigestellt und kannst deine Zeit der BR Arbeit widmen.
Erstellt am 09.09.2014 um 21:51 Uhr von seesee
Wir sind ein 7er BR (150 MA) und hoffen schon seit Jahren, dass die BR-Arbeit mal weniger wird, damit wir wieder mehr Zeit für unsere Abteilungen haben... Wir haben auch noch das Problem, dass 4 von den 7 aus einer 20Mann-Abteilung kommen, die alle produktiv schreiben...
Erstellt am 10.09.2014 um 06:25 Uhr von Betriebsbonsai
Wir sind ein 9er Gremium, zuständig für ca. 300 Mitarbeiter. Ich selber bin voll freigestellt, also nur noch für den BR da. Meine BR-Kollegen bekommen ständig Vorwürfe, warum Sie sich denn auch öfters mit den Kollegen während der Arbeitszeit unterhalten, wo es doch jetzt einen Freigestellten gibt, der sowas machen soll-"dafür wird der doch Bezahlt". Auch werden die BR-Kollegen genau an den Tagen, an denen eine BR-Sitzung ist, mit Arbeit überhäuft, um sie an den Sitzungen zu hindern. Leider haben einige BRM nicht die Kraft, sich dagegen zu wehren. Trotz diverser Schreiben des BR an den AG wegen Behinderung der BR-Arbeit versucht der Chef alles, um einzelne BRM einzuschüchtern. Das ist wohl das Leid in einem inhabergeführtem Unternehmen.
Erstellt am 10.09.2014 um 09:45 Uhr von brberlin
Wir sind 7 Mitglieder bei ca. 125 Arbeitnehmern.
Zusätzlich sind wir als Werkvertragler bei einem großen IT-Konzern beschäftigt. Dauernd hören wir davon, dass uns der Kunde den Auftrag wegnimmt, wenn wir "ständig" BR Arbeit machen. Eine Freistellung gibt es bei uns natürlich nicht, aber halt die Selbst-Freistellung.
Als Entgegenkommen haben wir unsere wöchentliche Sitzung auf Montag 16:30 - 21:00 gelegt. Somit ist das Tagesgeschäft nicht allzu sehr beeinflusst. Der Arbeitgeber kommt uns gleichermaßen entgegen und stellt uns zur Wahl, ob wir die Überstunden ausbezahlt bekommen oder sie abbummeln wollen.
Erstellt am 10.09.2014 um 11:58 Uhr von Nubbel
wieviele betriebsräte ohne Privatleben gibt es eigentlich?
Erstellt am 10.09.2014 um 12:51 Uhr von seesee
Als neues BRM habe ich früher sehr viel BR-Arbeit zuhause in meiner Freizeit gemacht. Das habe ich abgestellt, da es nicht mehr vereinbar war mit dem Familienleben. Ein neu gewählter Kollege macht gerade denselben Fehler; er arbeitet sehr viel zuhause in der Freizeit für den BR, da er eine 1-Mann-Abteilung ist und das Gefühl hat, nicht mehr genug Zeit für seine Abteilung zu haben - was ja auch stimmt. Langfristig kann das krank machen und die Lebensqualität einschränken. Ich bin gerade dabei zu versuchen, ihm das Zuhause-Arbeiten auszureden....
Erstellt am 10.09.2014 um 13:56 Uhr von Bürokrat
Ich bin BR in einem Dreier-Gremium in einem Bauunternehmen mit 25 MA. Unser Chef ist natürlich auch der Meinung, BR-Arbeit "störe den Betriebsablauf" (LOL), wenn sie während der Arbeitszeit erfolgt. Er würde es am liebsten sehen, wenn wir unsere Sitzungen und Monatsgespräche nach Feierabend abhalten würden. Natürlich vergütet, als Überstunden. In unserer ersten Periode haben wir das ein halbes Jahr naiverweise tatsächlich versucht, aber wir haben dann die Erfahrung gemacht, die wohl alle machen, die die BR-Arbeit in die Freizeit verlegen: Sie kommt überhaupt nicht zustande! Schon allein, weil es schwierig ist, hierfür einen Termin zu finden, an dem jeder Zeit hat. Und auf der Arbeit ist man ja sowieso. Deshalb haben wir dieses Experiment als gescheitert erklärt und machen seitdem jegliche BR-Arbeit grundsätzlich nur noch während der Arbeitszeit! Wir sind der Meinung, BR-Arbeit habe grundsätzlich während der Arbeitszeit stattzufinden, eben weil dieses Ehrenamt keine zusätzliche (zeitliche) Belastung mit sich bringen sollte und weil auch niemand von einer Kandidatur abgehalten wird, weil man befürchtet, dafür Freizeit opfern zu müssen. Der Gesetzgeber wollte im BetrVG, dass BR-Arbeit stattfindet, und das ohne zusätzliche Mühen und Entbehrungen! So haben wir argumentiert und uns durchgesetzt. Als Kompromiß, finden unsere Sitzungen Freitagsnachmittags statt, ein bis zwei Mal im Monat, in den letzten 2 1/2 Stunden vor Feierabend. Monatsgespräche auch.
Erstellt am 10.09.2014 um 14:31 Uhr von wieso
vielen Dank für die vielen Antworten.
Ich finde es schon sehr traurig, dass die BR Arbeit zwar im Gesetzt unmißverständlich geregelt ist aber in der Praxis sieht es ganz anders aus. Was helfen tolle Gesetze, wenn ... .
Wie wirkt sich das auf eure BR Arbeit aus? Macht ihr nur das Notwendigste, weil für mehr keine Zeit ist? Wenn ja, was ist für euch das Notwendigste und was wird aus Zeitgründen eher vernachlässigt?
Am meisten interessiert mich dich Lösung in der Praxis bei Kleinbetrieben, also ohne freigestelltes BRM. Alle anderen dürfen natürlich auch berichten.
Erstellt am 10.09.2014 um 14:50 Uhr von gironimo
Ich will niemanden zu nahe treten - aber -
Der § 37 BetrVG ist eindeutig. Der AG HAT freizustellen. Und wann und wie viel BR-Arbeit erforderlich ist, entscheidet das BR-Mitglied im pflichtgemäßen Ermessen selbst und stellt sich selber frei. Natürlich hat der AG dafür Sorge zu tragen, dass er die Arbeitsabläufe durch den Ausfall organisatorisch in den Griff bekommt.
Das BR Mitglied hat jedenfalls auch einen Anspruch darauf, dass das Arbeitsvolumen entsprechend der Ausfallzeit reduziert wird. Die Verantwortung trägt der AG. Er kann nicht dem BR sagen: "Siehe zu, wie Du das gebacken bekommst"
Es kann nicht sein, dass der BR seinen BR-Job macht und hinterher um so schneller am Hamsterrad dreht.
Wer als BR glaubt, er könne seinen Job weiter zu 100% erfüllen und gleichzeitig BR-Arbeit leisten, der denkt jedenfalls falsch und hat das Gesetz nicht verstanden.
Ein BR-Referent sagte einmal: >Das BR-Mitglied, dass selbst nicht in der Lage ist, seine Rechte auf Freistellung (im Sinne des § 37 BetrVG) durchzusetzen, der wird auch die Rechte der AN nicht wirkungsvoll vertreten können<
Meine Erfahrung bei dem Problem ist: Die größte Hürde sich den nötigen Freiraum für die BR-Arbeit zu schaffen, besteht im eigenen Kopf!
Erstellt am 11.09.2014 um 16:14 Uhr von Xantippe
Hallo gironimo,
mich würde mal interessieren wie viele Kollegen du vertrittst.
Hallo wieso,
wir sind ein 7er BR bei 165 Kollegen. Also keine komplette Freistellung. Um die Arbeit besser organisieren zu können bin ich als BRV 3 feste Tage pro Woche freigestellt, davon 1 Tag für die Sitzung.
Wir sind arbeitsmäßig ein 3er Team. Wenn mehr Arbeit als BR anfällt ist es kein Problem das zu machen, im Gegenzug bin ich aber auch bereit an meinen freigestellten Tagen einzuspringen wenn 1 Kollege wegen Urlaub oder Krankheit ausfällt.
Sehr viel meiner Zeit benötige ich für Recherchen da ich noch neu bin und unser kompletter BR neu ist. Der AG sagt bei vielen Dingen "das steht so nicht im Gesetz" also muss ich mich da kundig machen. Wir sind auch schon vor dem Arbeitsgericht, da er uns diverse Schulungen verweigert. Auch das benötigt natürlich viel Vorbereitungszeit. Unterlagen studieren, Anwalt suchen, Korrespondenz mit dem Anwalt, Streitgespräche mit dem AG. Des weiteren haben wir keinen Schriftführer, das mache ich alles mit. Das heißt ich bereite die Tagesordnung vor , ich schreibe die Beschlussvorlagen, ich telefoniere, ich hole mir Rat im Netz, ich schreibe die Protokolle einschließlich der Informationen an den AG, die Einladungen bereite ich natürlich auch vor. Ich führe Gespräche mit vielen Kollegen, da bei uns gerade ein Tarifvertrag eingeführt wird, gibt es natürlich viel Informationsbedarf der Kollegen und ich war in der Tarifkommission und weiß daher natürlich vieles. Bei uns erscheint monatlich eine Mitarbeiterzeitung und dafür verfasse ich auch jeden Monat einen Artikel um über unsere Arbeit zu berichten. Oftmals kommen Kollegen auch mit Wünschen und bei näherer Kontrolle stellt man dann fest, tut mir leid da können wir als BR nichts machen. Auch das muss verständlich erklärt werden, denn unsere Kollegen sind alle oder fast alle keine studierten Leute. Zusätzlich bin ich seit kurzem auch im Aufsichtsrat. Dafür muss ich mich auch kundig machen.
Aber die meiste Zeit geht einfach für Nachforschungen und Gesetzte verstehen lernen drauf.
Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück und noch mehr Durchhaltevermögen.
LG
Erstellt am 11.09.2014 um 20:12 Uhr von wieso
Hallo Xantippe,
vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. Genau das war es was mich interessierte. Wir sind ein neuer BR und dementsprechend fehlt die Erfahrung und Routine. Ich bin BRV und auch gleichzeitig Schriftführer da kommt schon was zusammen an Arbeit. Unser NLL ist der Meinung, dass ein BR nur etwas zu tun hat, wenn ein MA kommt und sich beschwert oder um Rat fragt. Sitzung einmal im Monat etwa eine Stunde und damit wäre es gut.
Dem ist ja nun nicht so. Wir haben ja u.a. die Aufgabe zu überwachen, dass TV, BV, Gesetze, Unfallverhütungsvorschriften usw. eingehalten werden. Wie geht ihr da vor? Was macht ihr ansonsten routinemäßig und wie habt ihr das organisiert?
Bitte keine Hinweise, eine Schulung zu besuchen, denn da wird in erster Linie die Theorie vermittelt.
VH
wieso
Erstellt am 12.09.2014 um 11:23 Uhr von Xantippe
Hallo wieso,
tut mir leid aber Schulungen müssen sein - und sie vermitteln nicht nur graue Theorie. Die Dozenten, zu mindestens bei der WAF sind gestandene Anwälte und die anderen Schulungsteilnehmer sind manchmal "alte Hasen" von denen ich bisher immer sehr viel lernen konnte. Aus diesem Grunde würde ich ein Seminar außerhalb immer einem Inhouse-Seminar vorziehen.
Da wir ja unter anderem ganz viele Überwachungsaufgaben haben, ist es natürlich notwendig diese Gesetze auch zu kennen und zu wissen welche einzelnen § sind denn wirklich in meinem Betrieb entscheidend. Wo kann ich mich hinwenden wenn ich fragen habe oder was mache ich wenn ich bei der Überwachung feststelle das viele Gesetz e nicht eingehalten werden.
Du siehst also es gibt viele Informationen die man sich beschaffen muss. Außerdem gehört natürlich das Monatsgespräch genauso zu unseren Aufgaben wie die Ausarbeitung von Betriebsvereinbarungen und die anschließenden Diskussionen und Änderungen bevor es zu den Unterschriften kommt.
Wir haben uns da so einige vorgenommen und das kostet so einiges an Zeit, nicht nur für die Vorbereitung sondern auch für die Diskussionen innerhalb des BR. Denn wir sind ein sehr diskussionsfreudiger BR, weil ich klar gemacht habe - ich bin nicht der Boss und ich erwarte das nicht nur ja zu allem gesagt wird, was ich ausarbeite.
Wirklich und wahrhaftig lieber wieso, versuche mal ein paar Schulungen. Es gibt ganz tolle für BRV und der dort mögliche Erfahrungsaustausch bringt sehr viel.
Ich bin zu meiner ersten Schulung mit 2 DIN A4 Bögen mit Fragen in Stichpunkten gefahren. Alle meine Fragen wurden mir in verständlicher und leicht begreiflicher Art beantwortet. Und somit freue ich mich auf jedes neue Seminar, auch wenn wir bei weitem nicht zu allen fahren wollen die irgendwie angeboten werden.
Aber ohne bisherige Seminarteilnahme hätte ich mich niemals getraut mit unserem AG jetzt vor das Gericht zu gehen um unsere Rechte durchzusetzen.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Spass bei Deiner neuen Aufgabe und nutze auch dieses Forum wenn Du nicht weiter weißt.
LG
Erstellt am 12.09.2014 um 14:58 Uhr von wieso
Danke mochmal.
Unser Inhouse Seminar war für den Einstieg gerade richtig, denn so konnte ausführlich auf die spezifischen Probleme in unserem Betrieb eingegangen werden. Mir war es auch wichtig, dass alle BRM am gleichen Seminar teilnehmen, weil ich ja dann weiß was die gehört haben.
Wir diskutieren auch häufig und lang im Gremium aber leider aus einem anderen Grund. Trotz Schulung, auf der eindeutig erklärt wurde was Sache ist, sind meine BRM viel mehr auf AG Seite, soweit man das so nennen kann.
3 BRM sind mit dem Boss in der NL (welcher unser Verhandlungspartner ist) per du, pflegen ein freundschaftliches verhältnis und haben in fast allen Angelegenheiten Verständnis für sein Vorgehen und wollen nicht wirklich etwas (gegen ihn) unternehmen. Ich will echt kein Mitleid aber ich habs schwer mit meinen BR Kollegen. Vor allem weil "Er" das weiß und ich immer als böser BRV allein da stehe. Die haben aber nicht mit meiner Hartnäckigkeit gerechnet. ich geb nicht auf aber wenn wir über etwas abstimmen zieh ich natürlich den kürzeren.