Erstellt am 14.09.2014 um 01:47 Uhr von BRHamburg
Bei Verdi ist es nicht mit Stress verbunden. Ich habe mich mal mit dem Kollegen aus der Tarifkommission von Verdi unterhalten die unseren Haustarif ausgehandelt hat. Das ganze war eine Geschichte von ca. Stunden. Den Vertrag hatte der Vorsitzende schon fertig in der Tasche. Streitpunkte war nur das Datum zu dem er in Kraft treten soll. Man einigte sich dann auf den 01.01.2014. Verdi hat bei ca. 1100 Mitarbeitern noch ca. 30 Mitglieder bei uns.
Ich selber war für eine Schwester Gewerkschaft in den letzten Monaten bei den Tarifverhandlungen dabei. Leider mußten wir den Arbeitgeber erst mit Hilfe von Warnstreik und Gerichtsverhandlungen über die Rechtmässigkeit der Forderungen. In den Verhandlungen konnte man sehr deutlich die Abneigung der Arbeitgeberseite spüren. Der Arbeitgeber wollte um keinen Preis einen Tarifvertrag mit einer anderen Gewerkschaft und versuchte auf Zeit zuspielen. Zeit bis zu einer Entscheidung des DGB Schiedsgerichts oder eines ordentlichen Arbeitsgerichts. Die Verhandlungen waren schon fast gescheitert und wir standen kurz vor der Urabstimmung. Es gab noch einen letzten Versuch in einer kleinen Runde ( zwei Mitglieder der Arbeitgeber Seite und zwei Gewerkschaftsfunktinäre ) doch noch eine Lösung zu finden. Zum Glück hat sich der Arbeitgeber deutlich bewegt und wir brauchen die Urabstimmung nicht. Es war wirklich nicht schön. Den es sind ja nicht nur die Chefs die einem mit Abneigung begegnen sondern auch Kollegen. Mitarbeiter die Angst haben um ihren Job. Kollegen die vom Chef beeinflusst werden. Leute die dir ins Gesicht lügen. Schikanen vom Arbeitgeber. Aber ich muß sagen ich möchte diese Erfahrung nicht missen. Man sieht dadurch einiges was in den Nachrichten zum Thema Tarif und Streik gesagt wird anders. Wir werden wohl ab Sep.2015 wieder in Tarifverhandlungen stehen, da der Arbeitgeber nur einen Vertrag bis Ende 2015 zustimmen wollt. Ich werde mir überlegen ob ich mir und meiner Familie noch mal diesen Stress zumute.
Von den 1100 Mitarbeitern sind ca. 80 % in der Gewerkschaft. Auch das Tarifkommissionsmitglieder von Verdi ist inzwischen gewechselt.
Zur Erläuterung wir sind erst seit 2013 Tarifgebunden.
Erstellt am 14.09.2014 um 02:44 Uhr von hasan
Es geht um die Lohnerhöhung für 2015 nicht um einen Haustarifvertrag.
Erstellt am 14.09.2014 um 09:47 Uhr von Kratzbuerste
Ich denke immer: In allen außergewöhnlichen Situationen - Ruhe bewahren.
Dann wird es schon klappen.
Erstellt am 14.09.2014 um 17:48 Uhr von AlterMann
Ob bei Verdi oder woanders - wenn Du Dich hundertprozentig reinkniest, intensiv um Unterstützung wirbst, die Ergebnisse aus den Verhandlungsrunden in der Tarifkommission oder woanders kommunizierst - ja, dann ist das viel Arbeit, und nicht immer angenehm.
Ob das Stress ist, kannst nur Du beurteilen.
Die Verhandlungsrunden selbst können natürlich auch Stress machen. Wenn Dein eigener AG auch in der Runde sitzt und Du ihm Forderungen auf den Tisch legst, ist das mindestens erstmal ungewohnt.
Ansonsten sind solche Runder nicht so schlimm, wie sich das anhört: Normalerweise verhandelt nur der Verhandlungsführer, und in den Pausen besprecht Ihr das Zwischenergebnis und legt die nächsten Schritte fest. Du bist also auch in einer solchen Runde nicht "in vorderster Linie".