@Kölner
Die Idee ist nicht falsch, aber sie wirft eben einige Problem auf:
1.
Eine Öffnung, dass jede Gruppierung von AN Tarifverhandlungen führen könnte - und diese mit Streik erzwingen dürfte - würde ein gerade jetzt diskutiertes Problem verschärfen: Eine kleine Gruppe von AN könnte ganze Wirtschaftszweige lahmlegen. Stelle Dir einfach vor: die 5 MA des Einkaufs eines Automobilzulieferers treten in den Streik, und da deren Insiderwissen sehr groß ist, können sie auch nicht einfach so von anderen ersetzt werden.... Das würde mangels Material zunächst den Zulieferer, und letztlich die Automobilfirmen lahmlegen. Es reicht letztlich das genau ein spezialisiertes Teil, wie z.B. ein Fensterhebermotor, nicht ersetzt werden kann und die Auslieferung der Autos an diesem fehlenden Teil scheitert.....
Deshalb wird ja gerade jetzt (Fraport) wieder die Tarifeinheit und die Beschränkung der Macht kleiner AG-Gruppierungen gefordert.
2.
Tarifverhandlungen ohne Druckmittel sind eine Luftnummer. Die Arbeitsverweigerung der AN ist das einzig denkbare Druckmittel, denn nur die Zurückhaltung unseres einzigen Kapitals setzt den AG unter Druck.
Das widerum bedeutet unweigerlich: Streik möglichst aller, welche die vorgesehen Arbeiten erledigen könnten. So weit der Streik relativ preiswert umgangen werden kann, ist das Druckmittel eine Luftnummer. Dazu gehört aber etwas, was es in unserer Gesellschaft kaum noch gibt: Solidarität.
Die Solidarität beim Streik scheitert schon an einer Stelle: An der Notwendigkeit eines regelmäßigen Einkommens, was beim Streik (vor allem einem längeren, und nur SO ein Streik übt angemessenen Drick aus!) all diejenigen, welche dann NULL Einkommen haben würden, an der Teilnahme am Streik hindert!
3.
Geld. Wie gerade gesagt kann ein Streik in unserer Welt nur funktionieren, wenn die Streikenden von irgendwem Geld erhalten. Vom AG wohl kaum, der Staat hält sich auch raus... Kommen nur noch zwei Varianten in Frage:
- Alle AN legen sich ein dickes Polster an von dem sie bei Streiks zehren
- Irgendwer kassiert Geld von den AN und legt das Polster für diese an bzw. finanziert Streiks aus Solidareinnahmen.
Und damit schließt sich der Kreis:
Nur eine große Solidargemeinschaft kann das Einkommen von wenigen Streikenden dadurch finanzieren, dass die Gelder der nicht-streikenden an die Streikenden ausgezahlt werden, und wer soll das sein, wenn nicht eine Gewerkschaft!
Die Gelder Dritter herzunehmen, um Streiks zu finanzieren kann man nur verantworten, wenn der Streik eine richtig gute Aussicht auf Erfolg hat, also wenn möglichst alle AN daran teilnehmen. Das geht eigentlich nur bei mindesten 90% Streikteilnahme, also 90% AN die Streikgeld erhalten, also Gewerkschaftsmitglied sind.
50% ist eigentlich zu wenig, das steckt ein AG i.d.R. lächelnd weg, ggf. sperrt er den Rest der Belegschaft aus, die bekommen kein Geld (weder vom AG noch von irgendwem sonst) und schon geht das ganze den Bach runter.....
Egal wie Du es drehst und wendest, wenn es nicht irgendwann ein Gesetz geben sollte, das ein Pflichtbeteiligung der AN am Unternehmenserfolg vorsieht, KÖNNEN Lohnerhöhungen nur auf diesem Weg durchgesetzt werden. Eine Alternative wäre, dass alle AG plötzlich ihre soziale Ader entdecken und (realisitische) Lohnerhöhungen einfach so ausschütten. Das widerspricht aber dem Grundgedanken "Gewinnmaximierung". Also ist dieser Gedanke absurd....
Wie also stellst Du Dir vor, das Illimaus mit nur 40% der AN, welche bei Streik/Aussperrung ein Einkommen beziehen, einen längerfristigen Streik durchziehen sollen? Nach längstens einer Woche Aussperrung muss der Streik abgebrochen werden um die nicht-GEWM nicht in ihrer Existenz zu gefährden...... Damit ist eine Lohnerhöhung in weiteste Ferne gerückt.